Die beiden Kurzgeschichten für die Ausschreibungen Grenzen – Ende oder Anfang? und The S-Files: Die Succubus Akten sind geschrieben. Zufällig stolperte ich über die Ausschreibung Fantastische Welten 2020, in der es um Fabelwesen gehen soll. Da habe ich doch ein paar Geschichten mit Fabelwesen, die ich entweder aus überschäumender Kreativität oder wegen Absagen noch nicht veröffentlichen konnte. Muss doch schnell und einfach gehen. Dachte ich!
Ich hatte vier Kurzgeschichten zur Auswahl, in denen Feen, Phönixe, Kelpies und Einhörner vorkamen. Eine ist eher etwas für Kinder. Eine weitere ist so kurz, dass ich ordentlich ausschmücken müsste, um die Mindestwortzahl zu erreichen. Eine weitere liebe ich so sehr, dass ich sogar schon überlegt hatte, die Figuren für einen Roman und die Kurzgeschichte als Einstieg zu verwenden. Letztlich blieb die Geschichte mit dem Phönix übrig.
Ich hatte sie für The P-Files: Die Phönix Akten geschrieben und zusätzlich zu meiner darin erschienenen Kurzgeschichte eingesandt. Ich war damals sehr überrascht, dass die andere Geschichte genommen wurde, weil ich die abgesagte Geschichte viel besser fand. Sie war so erhaben und viel origineller. Dachte ich!
Als ich mich letzten Freitag hinsetzte, um die Kurzgeschichte zu lesen und ggf. ein wenig zu überarbeiten, damit sie auf meinem aktuellen Wissens- und Fertigkeitenstand ist, wenn ich sie einschickte, hatte ich generell keinen so motivierten Tag. Ich starrte über fünfzehn Minuten auf den ersten Absatz und konnte kein Gefühl darin entdecken. Ich wusste genau, welche ich beim Schreiben mit den ersten Sätzen hatte erzeugen wollen, aber sie waren nicht da. Ich gab für den Tag auf und versuchte es am Montag wieder. Furchtbar. Grausam. Nach einigem Überlegen erstellte ich eine Kopie der Geschichte und löschte darin die ersten drei Absätze, weil sie nichts bewirkten. Danach starrte ich die nächsten Sätze an und verzweifelte wieder. Wie hatte das damals nur das Nonplusultra für mich sein können? Ich beschloss, eine Nacht darüber zu schlafen, war mir aber ziemlich sicher, dass ich die Geschichte würde neuschreiben müssen.
Seit Dienstag schreibe ich die Kurzgeschichte neu. Es gibt einen völlig neuen Anfang und auch die Art und Weise, wie mein Phönix rüberkommt, ist eine andere. Wo er in der Ursprungsversion erhaben ist, ist er jetzt allein mit dieser Meinung. Nun hangele ich mich durch die ursprüngliche Geschichte, übernehme Passagen oder nehme sie auch nur als Info, was als nächstes kommt, und ich hoffe, dass die Geschichte nun besser wird.
Das mag recht verzweifelt klingen. Tatsächlich ziehe ich meine Lehre daraus. Keine vier Jahre später erkenne ich schon beim Lesen der ersten Sätze, wieso die Geschichte beim Verlag keinen Anklang fand. Sie war einfach viel zu trocken. Die Story an sich ist gut, aber sie hätte viel zu viel Arbeit beim Lektorat benötigt. Wozu soll man sich den Aufwand aufbürden, wenn es genügend gute Geschichten zur Auswahl gab? Aus dieser Erkenntnis ziehe ich eine weitere Lehre. Ich bin in den vergangenen vier Jahren deutlich besser geworden. Ich habe einen Stil entwickelt und beherrsche mein Handwerk sicherer als damals. Jetzt muss es sich zeigen, ob es genügt, die Kurzgeschichte zu retten. Ich fände es schön, wenn es mir gelänge und ich sie in der Anthologie sehen würde. Es wäre der passende Abschluss einer Lernphase, die doch nie endet.