Leserückblick: Die Reise der Spira von Knossos: Eine junge Frau findet ihren Weg in der Welt der Minoer

Ich hatte das Glück, an der Leserunde zu diesem Buch teilnehmen zu dürfen. Das Cover mutete gleich griechisch an, was mich anzog. Der Klappentext bestätigte meine Vermutung. Dass die Hauptfigur Spira eine Priesterinnenausbildung absolvieren will, war das Tüpfelchen auf dem i, weswegen ich mich um ein Rezensionsexemplar bewarb.

Im Roman geht es um Spira, die Priesterin werden will. Das wird ihr verwehrt, weil ihr Vater von einer diplomatischen Mission nicht zurückkehrt. Das bedeutet, dass die Familie nicht genügend Geld für die Ausbildung hat und zur Familie der Mutter ziehen muss. Spira will diesen Schicksalsschlag nicht hinnehmen und ist bereit, für ihre Ausbildung zu arbeiten. Sie wird von einem Kapitän angeheuert und erlebt einige atemberaubende Abenteuer.

Dieses Buch macht es mir nicht leicht, es zu rezensieren und ihm dabei gerecht zu werden. Es erschien im Selbstverlag und obwohl der Autor augenscheinlich professionelle Hilfe für Lektorat und Korrektorat in Anspruch nahm, habe ich grobe Schnitzer entdeckt, die nicht hätten passieren dürfen. Selbst wenn ich der Lektorin zugutehalte, dass sie der Geschichte den altertümlichen Ton nicht nehmen wollte, hätten ein paar modernere Aspekte der schriftstellerischen Handwerkskunst sicher nicht geschadet.

So besitzen die Figuren ihre Ecken und Kanten, was ich super finde. Da hat der Autor sich viel Mühe gegeben. Allerdings kommen diese Aspekte kaum zum Tragen, weil die Geschichte rein handlungsgesteuert ist. Als Leserin blieben mir die Gefühle und Gedanken der Figuren überwiegend verborgen. Das ist schade, weil beides die Konflikte im Roman vertieft und für noch mehr Spannung gesorgt hätte.

Die Beschreibungen der Figuren und Orte fällt dürftig aus. Der Autor beschränkte sich auf wenige Merkmale, die direkt ins Auge springen. So humpelt der Kapitän oder es wird nur von einem Mädchen mit Zöpfen gesprochen, was auf mehrere Nebenfiguren zutrifft. Gerade in einer Szene am Anfang war es mir unmöglich, die miteinander sich unterhaltenden beiden Brüder auseinanderzuhalten. Ich hatte kein Gesicht zu ihnen und der Schreibstil half nicht, um zu erkennen, welcher Bruder welche Meinung vertrat. Dadurch wirken die Figuren teilweise eher oberflächlich.

An sich ist der Schreibstil flüssig zu lesen. Man merkt ihm jedoch an, dass es sich bei diesem Buch um ein Erstling handelt. Die Handlung wird abgehandelt, die Figuren bleiben auf der Strecke. Dadurch entsteht ein hohes Tempo innerhalb der Geschichte. Das sorgt für Spannung, aber ab und zu will man als Leser auch verweilen und sehen, was geschieht, oder einfach einmal Luft holen.

Irritierend war, dass das PDF auf meinem Kindle nicht ordentlich angezeigt wurde. Endete ein Kapitel mitten auf einer Seite, rechnete mein Kindle die Schrift hoch, damit der Text trotzdem eine ganze Seite füllte. Da ich Ähnliches bei PDFs, die ich selbst erstelle und an meinen Kindle sende, nie erlebt habe, muss da ein Fehler unterlaufen sein. Welchen, kann ich nicht nachvollziehen, da ich mich mit dieser Materie nicht auskenne. Ich fände es jedoch interessant, ob diese Problematik auch bei anderen Readern mit dem epub-Format des Buchs auftauchte.

Trotz der Mängel habe ich das Buch genossen. Die Idee, die dahintersteckt, gefällt mir und mir ist bewusst, dass ich als Autorin strenger bewerte als früher, als ich noch eine reine Leseratte war. Das liegt jedoch daran, dass ich davon überzeugt bin, dass das Buch mit einem anderen Lektor oder auch einfach mehr Zeit und dem Willen zum Lernen dieses Handwerks deutlich gewonnen hätte. Beim nächsten Buch wird alles anders. 😉 Ich danke jedenfalls dem Autor für die Chance, sein Werk kennenlernen und bewerten zu dürfen. Ich hatte Freude an dem Buch und empfehle es auch gerne unter Berücksichtigung mancher Makel weiter.

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