Ich habe „Das zersplitterte Land“ von Karsten Zingsheim gelesen. Spoiler: Es ist der erste Teil von einer mir unbekannten Zahl an Folgebänden, die noch nicht erschienen sind. Ich habe es befürchtet, als ich nur noch 60 Seiten vor mir hatte, es aber noch so viele offene Fragen gab.
In dem Roman geht es um den Akrobatenjungen Zenchi, dem an seinem 16. Geburtstag eröffnet wird, dass er keinem Himmelszeichen zugeordnet werden kann und somit Wuji (Der Gipfel des Nichts) ist. Das ist kein leicht zu tragendes Schicksal. Da geht es der Adeptin Amaya deutlich besser, denn sie besteht die Prüfung, um in Magie unterwiesen zu werden. Durch die Yosei Shenmi, die schon lange gestorben ist, entdecken die beiden, dass ihre Schicksale miteinander verbunden sind.
Zenchi ist der Typ Mensch, der von Halbstarken schikaniert wird. Besonders sein Mitschüler Quan hat es auf ihn abgesehen. Dem hat Zenchi nichts entgegenzusetzen. Amaya dagegen ist sehr von sich überzeugt, weiß es vor den Menschen jedoch gut zu verbergen. Sie lebt ihr Leben buchstabengetreu nach den Regeln des zersplitterten Lands. Dadurch braucht sie Schwierigkeiten nicht zu fürchten, allerdings kann sie auf dem Weg nur schwer den Erfolg erlangen, von dem sie träumt. Beide Figuren müssen noch viel lernen, um ihren Weg und ihren Platz in der Welt zu finden. Den Anfang erlebt man in diesem Buch.
Der Roman ist toll geschrieben. Ich hatte stets ein Bild der Räumlichkeiten und Umgebungen, in denen sich die Figuren bewegten, im Kopf. Die Handlung ist spannend. Ich habe mich sehr oft beim Kochen oder beim Haushalt machen dabei erwischt, dass ich darüber nachdachte, wie die Geschichte „jetzt“ wohl weitergeht. Ich konnte es gar nicht abwarten, weiterzulesen. Die Kapitel sind meistens relativ kurz, sodass sich das Buch auch gut während der Fahrt mit dem Zug oder der Straßenbahn von bzw. zur Arbeit oder in den fünf Minuten vor dem Schlafengehen lesen lässt. Letzteres würde ich jedoch nicht empfehlen, weil es vermutlich nicht bei diesen fünf Minuten bleiben wird, außer es liegt ein Partner nebendran im Bett, der nicht bei Licht einschlafen kann.
Ich mag die Geschichte. Gerade am Anfang gab es einige Hinweise, die ich als Eastereggs identifiziert habe. Ich hatte das Gefühl, dass das zersplitterte Land das Ergebnis eines Ereignisses auf unserer Erde ist. Kann natürlich sein, dass ich da etwas reininterpretiert habe, das vom Autoren nicht beabsichtigt war. Wenn dich das Buch bisher angesprochen hat, dann lies es und sag mir, ob es dir damit genauso geht wie mir. Auf einen Wermutstropfen muss ich als Korrektorin hinweisen. Es befinden sich sehr viele Schreibfehler im Text. Lass dich davon nicht stören oder gar abhalten, der Geschichte eine Chance zu geben. Sie ist es wert, über die Fehler hinwegzusehen – das sage ich als Korrektorin und leidenschaftliche Leserin. Ich habe das Buch innerhalb von vielleicht knapp zwei Wochen gelesen und würde gerne mit der Fortsetzung weitermachen. Deshalb hoffe ich sehr, der Autor lässt mich nicht zu lange warten. Schreibfehler hin oder her.