Gestern las ich den Mittelalterkrimi von Richard Dübell fertig. Auf 469 Seiten habe ich den landshuter Kaufmann Peter Bernward bei der Suche nach dem Mörder einer polnischen Prinzessin begleitet und die altertümliche Sprache genossen. Nach heutigem Stand hätte ein Lektor einiges zu arbeiten gehabt, aber in den 90er Jahren, als das Buch erschien, war es wohl auf dem neuesten Stand.
In der Geschichte kamen viele Personen vor. Ich hatte etwas Probleme, ihnen immer gleich ihre Position in der Geschichte zuzuordnen, weil ich mir Namen nicht gut merken kann. Das machte die Geschichte für mich zugleich auch glaubhafter, weil Landshut schon damals eine große Stadt war. Die wichtigsten Figuren konnte ich mir gut merken. Sie hatten ihre Eigenheiten, sodass ich sie direkt erkannte.
Der Schreibstil ist altbacken, aber das empfand ich nicht als schlecht, zumal der Roman im späten Mittelalter spielt. Meine Version des Buchs stammt von 2001, wobei ich das Gefühl hatte, dass einfach die alte Version gedruckt wurde – mit alter Rechtschreibung und Rechtschreibfehlern. Ich weiß nicht, ob das in der Verlagswelt so üblich ist, eine Auflage unkontrolliert und nicht an die aktuelle Rechtschreibung angepasst zu drucken. Ich habe es so hingenommen. Jedenfalls fand ich es schön, wie sich dieser Krimi langsam aufbaute und der Autor auch öfter mal nach links und rechts schaute. Letztlich hatten auch diese belanglos wirkenden Ausblicke ihre Berechtigung, um den Mordfall zu klären. Ich war mir jedenfalls im letzten Viertel fast sicher, wer der Mörder ist, und ich hatte sogar recht. Das kommt selten vor. Meistens bin ich vollkommen ahnungslos. Das erfüllte mich natürlich mit Stolz und ermittlerischer Befriedigung.
Ich habe mich mit dem Buch sehr wohl gefühlt. Ab und zu darf es ein solcher Schmöker gerne bei mir sein, der nicht nach den aktuell herrschenden Konventionen mit viel Tempo geschrieben ist.