Ich kann gerade nicht die Finger von den Büchern lassen, die ich auf der LBM gekauft habe, obwohl doch noch so viele seit zwei Jahren auf ihren Moment warten. Ich tröste sie in Gedanken damit, dass ich schneller zu ihnen gelange, wenn ich die Bücher, auf die ich total heiß bin, schnellstmöglich lese. Heute ist also die Märchennovelle „Die Töchter des Henkers“ von Jana Jeworreck dran.
Darin geht es um die beiden Schwestern Felia und Tonja. Felia ist wunderschön, während Tonja aufgrund einer Krankheit als Kind voller Narben ist und das eine Augenlid etwas herabhängt. Ihr Vater hält sie gleichermaßen versteckt vor den neugierigen Blicken der Mitbürger. Dabei ist es Felias größter Wunsch, die Welt zu sehen. Tonja dagegen ist dankbar für das abgeschiedene Leben, das ihr die Blicke ihrer Mitmenschen erspart. Doch als sie älter werden, wird es zum Sport der Boten, die dem Henker die Liste der Todgeweihten bringen, einen Blick auf die beiden Töchter zu erhaschen. Sowohl dem Prinzen als auch einem Adligen gelingt es und aus völlig unterschiedlichen Gründen gehen sie eine Wette ein, die die Herzen der beiden Mädchen betrifft.
Direkt nach den ersten gelesenen Sätzen fühlte ich die Magie eines Märchens. Ich hatte schon wieder vergessen, dass es sich bei dem Buch um eine Märchennovelle handelt. Das merkt man richtig und ich fand es toll. Ich fühlte mich ein wenig in meine Kindheit zurückversetzt, als mir meine Mama die Märchen der Gebrüder Grimm vorlas. Es gibt nichts Schöneres, als wenn ein Buch eine Erinnerung im Leser weckt, die schön ist. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Kapitel meistens zwei bis vier Seiten lang waren. Da kann man immer mal ein Kapitel dazwischenschieben – und dann in der Geschichte hängenbleiben. So ist es wenig verwunderlich, dass ich die 150 Seiten in drei Tagen geradezu gefressen hatte. Einziger Wehrmutstropfen für mich ist, dass der Abstand vom Buchinneren zum Text etwas schmal ist. Ich behandle meine Bücher sehr sorgsam. Die Rücken von meinen Taschenbüchern bekommen keine Knicke, sodass sie oft noch nach Jahren wie neu aussehen. Da hatte ich meine Schwierigkeiten, aber es ging und wäre für mich auch kein Kritikpunkt gewesen, wegen dem ich vom Kauf des Buchs Abstand genommen hätte.