Seit zwei Wochen plane ich wieder fleißig an meinem Weihnachtsprojekt, insgesamt nur elf Stunden wegen der vielen Feier- und Brückentage. Mein Fortschritt ist um 19% angewachsen, wobei ich langsam glaube, dass ich mit der Zeit, die ich zum Planen brauche, zu pessimistisch war. Ich nähere mich jedenfalls mit riesigen Schritten dem Moment, wo es kein Halten mehr gibt und ich meine Geschichte einfach erzählen – also tippen – darf.
Mittlerweile sind alle Figurenblätter bis auf eines ausgefüllt und von den bestehenden Figuren hat jede einen interessanten Hintergrund. Da einige alte Leute in meiner Geschichte vorkommen, musste ich mich mit dem Leben zum Ende des zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit sowie den Frauenrechten und ihrer Entstehung auseinandersetzen. Früher fand ich es furchtbar, wenn mein Vater mal wieder auf arte schaltete und dort eine Reportage über den zweiten Weltkrieg lief. Als Teenagerin fand ich das Thema langweilig, auch wenn ich damals schon der Meinung war, dass man ungefähr wissen sollte, was passiert war, damit sich die Geschichte nicht wiederholt. Heute ist es für mich ganz normal, dass ich mich auf eine Stelle bewerbe und den Arbeitsvertrag unterschreibe, wenn das Unternehmen mir gefällt. Mir war klar, dass Frauen früher eine Erlaubnis vom Vater oder Ehemann dazu brauchten, aber nicht, dass diese Zeit noch gar nicht so lange her ist. Kaum zu glauben, aber ich fand meinen Ausflug in die Vergangenheit unheimlich spannend. Für mich ein Grund, mich wirklich mal mit einem umfassenden Geschichtsbuch zu beschäftigen – nicht nur über die deutsche Geschichte, sondern über die der gesamten Welt. Ich bin mir sicher, dass nicht nur mein Allgemeinwissen davon profitieren wird, sondern auch meine Geschichten.
Auch die grobe Geschichte steht, was bedeutet, dass zugleich auch eine Rohversion des Exposés fertig ist. Das ging jetzt recht fix, aber ich liebe es auch, meine Geschichten aufzubauen. Mittlerweile weiß ich, dass sie aus der Sicht von vier Figuren erzählt werden wird, und ich freue mich schon darauf, jeder dieser Figuren ihre eigene Erzählstimme zu verleihen. Sie sind so unterschiedlich und ihre Ansichten werden die Geschichte noch zusätzlich anheizen.
Noch darf ich nicht anfangen. Immerhin fehlt mir der Weihnachtsmann persönlich noch in meiner Figurendatenbank. Nicht zu fassen, dass ich den immer wieder vergesse! Dabei gehört er zu den wichtigen Figuren, ist einer der Perspektivträger und hat eine Menge zu erzählen. Außerdem muss ich mir Gedanken machen, wie es am Nordpol aussieht und welche wichtigen Gegenstände es dort geben könnte. Es genügt mir nicht, dass Fabelwesen wie Weihnachtselfen, Engel und der Weihnachtsmann in meiner Geschichte vorkommen. Da muss noch mehr Magie und vor allem Weihnachtsstimmung rein, damit meine Geschichte irgendwann die Leser auf magische Weise einfängt und sie mit Vorfreude auf Weihnachten unter dem Tannenbaum absetzen kann. Am besten mit einem schmachtenden Seufzen auf den Lippen.