Gemütlichkeit

Gemütlichkeit – das verbinde ich mit den Plätzen, wo ich mich gerne hinlege, bleibe, döse und schlafe. Je geschützter diese Orte sind, umso behaglicher finde ich es. Kartons, an deren Seitenwände ich mich herankuscheln kann und trotzdem alles im Blick habe, finde ich klasse, aber auch Höhlen sind super. Dort findet man mich nicht so schnell. Ich zeige dir mal eine Auswahl meiner Lieblingsorte aus den letzten Jahren und erzähle dir, was ich dabei so erlebt habe.

Dezember 2015: Mama war happy, weil sie sich ein paar neue Kleider gegönnt hatte, und entsprechend beschäftigt mit anprobieren und anschließendem aufräumen. (Ich finde Fell ja praktischer. Da braucht man keine Waschmaschine – spart also Strom und Wasser – und ist trotzdem immer schick. Es beneidet mich jeder Zweibeiner um mein Fellchen.) Ich nutzte ihre Unaufmerksamkeit und schaute mich auf dem Tisch um. Hach! Zwischen Keksdosen, Weihnachtsdeko und der gerade geöffneten Post lag noch der Karton herum, mit dem die Kleider gekommen waren. Mama war sogar so nett gewesen und hatte etwas Altpapier hineingelegt. Mein neuer Schlafplatz! Fand Mama nicht so lustig. Nach einem Beweisfoto, bei dem sie mich total verblitzte, schickte sie mich vom Tisch herunter. Dabei war ich gar nicht AUF dem Tisch. Ich war IM Karton. Aber für solche Feinheiten hat Mama keinen Sinn.

Januar 2017: Die Mama vom großen Kerl hat mir diese Höhle vom Christkind mitgebracht. Ich war ja etwas skeptisch. Sie roch komisch. Nach knapp zwei Wochen bin ich trotzdem mal rein. Sie ist gar nicht so übel, aber kein Vergleich zu Kartons. Ab und zu verkrümel ich mich  in die Höhle, weil mich dort keiner vermutet. Ich bin eben ein großer Taktiker. Ich halte mir besondere Verstecke für Ausnahmesituationen bereit.

 

 

 

April 2017: Meinen alten Kratzbäumen hatte ich mächtig zugesetzt. Deshalb gab es einen neuen. Neugierig sah ich mir die obere Höhle darin an. Sie ist klein, also genau richtig für mich. Außerdem kann ich alles sehen. Das ist zugleich auch ihr größter Nachteil. Man kann mich nämlich auch problemlos finden. Ich glaube, ich war anschließend nie wieder in der oberen Höhle. Ich schätze nun einmal meine Privatsphäre.

 

 

 

August 2018: Selber Kratzbaum, aber anderer Standort und untere Höhle. Sie ist etwas größer und der Sessel steht davor. Wenn Mama nicht explizit nach mir sucht, sieht sie mich hier nicht einmal aus Zufall. Hier verkrieche ich mich, wenn der Schornsteinfeger kommt. Den kann ich nicht leiden, auch wenn Mama sagt, dass er mir nichts tut und ein ganz netter ist. Aber ich weiß es besser. Der riecht komisch, ist also nicht vertrauenswürdig. Der Kerl schleicht schon wieder um mein Haus herum, hat sich bisher aber nicht getraut, zu klingeln. Der soll sich nicht wagen, dieses Jahr erneut in mein Reich eindringen zu wollen!

 

 

November 2018: Von diesen Kisten habe ich mittlerweile drei. Mama und der große Kerl nennen sie Garagen. Mir ist egal, wie sie sie nennen. Ich finde sie toll, weil ich mich darin herrlich verstecken kann. Wenn der große Kerl an mir vorbeigehen will, spurte ich hinaus und erschrecke ihn zu Tode. Mau, das macht Spaß!

 

 

 

August 2020: Ich will nichts zu diesem vermaledeiten Body hören! Nein, ich bin nicht süß darin und er steht mir definitiv nicht. Er ist eine Beleidigung an meine Göttlichkeit! Ich bin froh, dass die OP-Wunde verheilt und mein Fellchen am Rücken fast wieder vollständig nachgewachsen ist. Viel wichtiger ist die Kiste. Es ist eigentlich ein Hocker mit Aufbewahrungsfach, bei dem der große Kerl die Sitzfläche entfernt und ihn auf die Seite gelegt hat. Darauf steht meine Transportbox. Schade, dass sie immer heruntergefallen ist, wenn ich reinwollte. Nun steht der Hocker wieder hochkant, damit die Box nicht hinunterfällt. Ich fand es schon toll, den Stauraum für mich zu haben. Den benutzen meine Menschen sowieso nicht.

September 2020: In dieser Kiste kam das Mehl, das der große Kerl extra bei einer Mühle bestellt, um damit Brot und Pizza zu backen. Ursprünglich stand sie aufrecht, aber da die Klappen nicht richtig auseinandergedrückt waren und ich reinwollte, ist der Karton bei meinen Versuchen umgekippt. War gar nicht so einfach, mich da hineinzuwinden, aber mit meinem Näschen hat es doch geklappt, die obere Klappe hochzudrücken, bis ich drin war. Es war witzig, als Mama und der große Kerl morgens an mir vorbeigingen, ohne mich zu bemerken. Sie haben mich dann doch irgendwann entdeckt, aber ich fühlte mich trotzdem sicher. Mama hat den Karton mittlerweile dem Altpapierentsorger geschenkt. Das fand ich nicht nett von ihr. Das war meiner!

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