Normalerweise erzähle ich im Schreibupdate, wie produktiv ich in der vergangenen Woche war und möglichst, wie es mir dabei ging. Tja, in der letzten Woche habe ich nicht geschrieben. Ich habe mich ausgeruht. Schon wieder.
Vielleicht denkst du es dir schon länger, schließlich kommt dieses Verlangen nach einer Pause in letzter Zeit immer häufiger vor. Es hat natürlich einen Grund, wieso ich diese Auszeiten brauche. Corona. Ja, das ist ein Grund, aber es geht tiefer. Ich bin seit dem Grundschulalter depressiv und muss mein Leben so gestalten, dass die Depression damit klarkommt. Das war seit Ende 2018 recht leicht möglich. Ich ging vier Mal in der Woche zum Sport, unternahm etwas mit meinem Mann, meiner Schwiegermutter oder Freunden. Ich war ausgeglichen, fühlte mich wohl und konnte deshalb richtig gut in die Tasten hauen.
Das ist seit anderthalb Jahren nicht mehr möglich gewesen. Seit einem guten halben Jahr merke ich bereits, wie sich meine Psyche langsam verkriechen will. Letzte Woche war es soweit. Die Depression überrollte mich. Alles war dumpf, grau, langweilig, uninteressant.
Zum Glück habe ich seit 11. August meinen vollen Impfschutz. Ich kann jetzt also gegen die Depression etwas tun, wenn auch vorsichtig. Corona ist nicht mehr so gefährlich für mich, aber dennoch bleibt es ein Thema, vor dem ich die Augen nicht verschließen darf.
Am Samstag habe ich also ein richtig schönes Programm für meine Psyche veranstalten können. Faulenzia über den Tag und abends etwas Action. Das heißt, ich habe den ganzen Tag gelesen und etwas am Handy gespielt. Am Abend gingen mein Mann und ich essen und anschließend ins Kino. Es lief Free Guy – ein herrlich sinnbefreiter Film, der mich zum Lachen brachte. Genau das Richtige für mich in meiner aktuellen Situation. Ich habe mich endlich wieder mit mir wohlgefühlt.
Als wir das Kino verließen, flackerte der Himmel im Sekundentakt. Ich überlegte, ob es blitzt, aber in der Taktung und ohne Regen kannte ich kein Gewitter. Stattdessen kam ich zu der Überzeugung, dass eine Disko den Himmel mit Scheinwerfern beleuchten oder vielleicht auch ein Auto mit einer Art Blaulichtanlage, nur in weiß, in der Nähe stehen würde. Keine fünf Minuten später lernte ich, dass Blitze sehr wohl in einer so schnellen Taktung und ohne Regen auftreten können. Es schüttete wie aus Eimern. Die Scheibenwischer schafften die Wassermassen kaum. Die Sicht war furchtbar und wir fuhren auf die Autobahn zu, um nach Hause zu kommen. Am liebsten wäre ich rechts rangefahren und hätte das Unwetter abgewartet, aber mein Mann saß am Steuer. Er besitzt viel mehr Fahrerfahrung als ich, da ich meistens nur Kurzstrecken fahren muss und selbst die eher selten. Wir fuhren mit 50 bis 70 km/h auf der Autobahn unserem Vordermann hinterher. Manchmal blendete der Blitz uns für einen Moment. Dann waren die Rücklichter unseres Vordermanns das Einzige, das uns auf der Straße als Orientierung diente. Ich hatte Angst. In solchen Situationen kommen mir immer die abstrusesten Gedanken. Mir fiel die Gewitterszene in meinem Drachenroman ein und dass ich die unbedingt anpassen muss, um die Gefühle, die ich in mir fühlte, einzubeziehen. Ich dachte aber auch, dass wir in echt verrückten Zeiten leben. Corona mit allem, was dazugehört. Wahnsinnige Unwetter, die Menschen zum Verhängnis werden und ganze Ortschaften fast völlig zerstören. In dem Moment konnte ich teilweise nachempfinden, was die Opfer der Flutkatastrophe vor wenigen Wochen empfunden haben müssen. In unserem Fall ging es glimpflich aus. Etwa fünf Kilometer von unserem Zuhause entfernt, also nach ungefähr zwanzig Kilometern bei Starkregen, nahm der Regen ab. Zuhause hätte man meinen können, dass alles normal ist. Es regnete, aber es war ein ganz normaler Regen.
Für mich war der Tag dennoch schön. Sogar dem Unwetter konnte ich etwas Gutes abgewinnen. Uns ist schließlich nichts passiert. Ich bin dankbar für diese Erfahrung. Als Autorin macht es mich reicher, um es weiterzugeben. Als Mensch sorgt es bei mir für ein Umdenken. Ich weiß noch nicht, wie viel ich umsetzen kann, aber ich will auf jeden Fall noch mehr auf meinen Umgang mit der Welt achten. Wo ich vorher schon versucht habe, weniger Müll zu produzieren und Strom und Wasser zu sparen, will ich jetzt zusehen, das Auto noch weniger zu nutzen und stattdessen lieber notwendige Fahrten zusammenzulegen, um wenigstens etwas CO2 zu sparen. Viel kann ich nicht einsparen. Immerhin fahre ich manchmal eine Woche überhaupt nicht und sonst auch nur wenig. Ich tue also schon viel für die Umwelt. Aber ich will versuchen, noch etwas mehr zu tun.