Lange habe ich nicht mehr so viel binnen kürzester Zeit gelesen. Das liegt einerseits daran, dass ich mich beim Lesen entspanne und diese Entspannung nach den anstrengenden Monaten bis zur Firmengründung, den ersten Monaten als selbstständige Korrektorin und Autorin und einem viel zu heißen Sommer ohne nennenswerte Arbeitspause endgültig nötig hatte. Andererseits war die sechsteilige Reihe von Wolfgang Hohlbeins „Intruder“ auch genau so aufgebaut, dass ich gar nicht anders konnte, als mir die Augen aus den Höhlen zu lesen. Aber der Reihe nach.
Die Romanreihe gibt es auch in einem Sammelband. Ich finde es aber auch ganz praktisch, die Geschichte in sechs schmalen, etwa DIN A6 großen Bändchen von 120 bis 140 Seiten zu präsentieren. Nicht nur, dass sie prinzipiell besser in die Handtasche passen und schneller durchgelesen sind. Die Geschichte wird auf diese Weise auch harmonisch dargestellt, teilt sie sich doch auf sechs Tage auf, sodass jeder Band einen dieser Tage darstellt. Zugleich war es mir als Leserin fast ein Bedürfnis, jeden Tag einen Band zu lesen. 120 Seiten sind schließlich nicht viel. Hätte ich den Sammelband gelesen, hätte ich wohl länger gebraucht.
Zur Handlung: Es geht um drei Freunde, die ihren Traum von einer Motoradtour durch Amerika wahrmachen. Was als Abenteuer voller spektakulärer Aussichten geplant war, wird zum Alptraum, kaum, dass sie das Land der unbegrenzten Möglichkeiten betreten haben, bei dem die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn oder vielleicht auch Übersinnlichem verschwimmen.
In der Geschichte geht es lange nur um Mike, Frank und Stefan – die drei Freunde, deren Freundschaft zwar tief geht, aber schon recht früh Risse erkennen lässt. Im späteren Verlauf zeigt sich, dass zunächst wie Randfiguren wirkende Personen verdammt viel mit dem Alptraum zu tun haben, den zunächst nur Mike wahrnimmt. Aber da ist noch diese Bedrohung über alldem, das nicht zu greifen ist. Lange habe ich mich gefragt, wie alles zusammenhängt. Erst am Ende wird es klar und dennoch schafft der Autor es auch dann noch, eine Schippe draufzulegen.
Ich habe schon lange keine so spannende Geschichte mehr gelesen. Ich habe mich jetzt nicht gegruselt, aber ich kann mir vorstellen, dass andere Menschen auf die Handlung sensibler reagieren könnten. Während des Lesens habe ich häufig gedacht, dass diese Geschichte auch von Stephen King stammen könnte, allerdings muss ich zugeben, dass die Geschichte dafür zu aufgeräumt daherkommt und am Ende auch nicht die für King typischen Fragezeichen zurücklässt. Ja, ich oute mich, kein sonderlicher King-Fan zu sein. Er kann mich einfach nicht erreichen, was niemandes schuld ist.
Normalerweise hätte ich nie nach „Intruder“ gegriffen. Die Bücher waren ein Geschenk, nachdem ich mit einer Freundin darüber gesprochen hatte, dass ich noch nie ein Buch gelesen habe, das ausschließlich aus Hohlbeins Feder stammt und mir gefallen hätte. Er schreibt ja auch oft mit seiner Frau oder seiner Tochter. Das waren bisher die einzigen Bücher, mit denen ich etwas anfangen konnte. Die ich auch wirklich mag. Mit „Intruder“ ändert sich das. Ich weiß jetzt, dass es wohl auch auf die Geschichte an sich ankommt. Sechs Bücher in fünf Tagen, rund 740 Seiten – das spricht eine eindeutige Sprache. Mir haben die Bücher gut gefallen.