Listen, Listen, Listen – Teil 1

Du stehst auf Listen oder willst einmal wissen, wie du deine Arbeitskraft mithilfe von Listen einschätzen und gezielter einsetzen kannst? Auch wenn ich hier nur auf die Anwendung für Autoren eingehe, findest du sicher Anregungen für dich.

Als freiberufliche Autorin muss ich mich jeden Tag selbst managen. Es gibt keinen Chef, der mir die Fristen vorhält oder Aufgaben zuteilt und mir damit den Arbeitstag füllt. Niemand, der mir sagt, ob mein Arbeitspensum  angemessen oder unter dem Soll ist. Meine Zeit bestmöglich zu nutzen, ist deshalb schwierig, vor allem, wenn man die Arbeitswelt als Arbeitnehmer kennengelernt hat. Durch meine Arbeit als Büroangestellte habe ich Excel und die Einsatzmöglichkeiten kennen- und schätzengelernt.

Angefangen hat es schon 2015. Damals wollte ich einfach nur wissen, wie viele Worte ich am Tag, im Jahr und im Durchschnitt schreibe. Jeder Monat erhielt ein Tabellenblatt und in einem dreizenten Blatt erstellte ich eine Zusammenfassung als Überblick über alle zwölf Monate. Ich definierte auch Ziele, also was ich im Jahr schreiben will und wie viel das auf den Monat umgerechnet für mich bedeutet. Damals fand ich, dass 50.000 Worte im Jahr für den Anfang genügen. Ich rechnete nicht mit dem NaNoWriMo, wegen dem ich am Jahresende auf 87.932 Worte insgesamt kam. Zeiten zum Recherchieren, Planen oder Überarbeiten erfasste ich damals noch nicht, wodurch viele Zeilen und sogar Tabellenblätter leer blieben – auch, weil es tatsächlich Monate gab, in denen ich mich überhaupt nicht zum Schreiben hinsetzte.

2016 nutzte ich die Tabelle aus 2015 als Vorlage. Das Ziel blieb gleich, wobei ich in dem Jahr nicht am NaNoWriMo teilnahm. Ich schaffte nur 32.253 Worte, wobei ich in dem Jahr beruflich stark eingespannt war und meine Freizeit häufig lieber zum Entspannen nutzte.

Auch 2017 änderte sich an meinem Verfahren, meine Arbeit zu erfassen, nichts. Bei gleichem Ziel wie die beiden Vorjahre kam ich jedoch auf 94.337 Worte. Die Tabelle spiegelt wunderbar wieder, ab wann ich arbeitslos wurde und somit mehr Zeit in meine Geschichten steckte.

2018 nahm ich starke Veränderungen vor. Die Tabellenblätter blieben gleich, aber in ihnen erfasste ich zum ersten Mal, an welchem Projekt ich jeweils gearbeitet hatte sowie die Zeit zum Recherchieren, Planen oder Überarbeiten. Ich arbeitete viel mit Formeln, um die bereits getätigte Arbeit in den nächsten Monat zu übertragen und einen Druchschnittswert der geschriebenen Seiten zu erhalten. Die Tabelle wurde farbenfroh, weil ich jedem Projekt eine Farbe zuwies. Ich erweiterte auch zum ersten Mal meine Ziele, rechnete mit 33.500 Worten im Jahr und 50.000 Worten zusätzlich für den NaNoWriMo. Ich übertraf die gesetzten 83.500 Worte um 3.160 Worte und freute mich, dass ich meine Jahresleistung so gut eingeschätzt hatte. Zum Recherchieren, Planen oder Überarbeiten hatte ich 64 Stunden verwandt.

Meine Erfahrungen mit dieser erweiterten Tabelle waren sehr positiv. Ich kann heute noch nachvollziehen, wann ich an welchem Projekt gearbeitet habe, und kann einschätzen, was ich genau getan habe. Entsprechend hielt ich 2019 an diesem System und auch dem Ziel fest. Ich hatte meine Möglichkeiten deutlich unterschätzt. In diesem Jahr schrieb ich 137.968 Worte und hatte 148 Stunden für Recherche, Planung und Überarbeiten verbracht. Ich denke, dass ich in diesem Jahr erst wirklich in meine freiberufliche Karriere reingekommen bin. Es war auch das erste Jahr, für das ich ein selbst erstelltes Hintergrundbild für meinen Desktop nutzte, auf dem meine Ziele klar definiert standen.

Und 2020? Ich habe mein Ziel auf 180.000 Worte angehoben und alternativ ein Ziel zum Recherchieren, Planen und Überarbeiten von 756 Stunden definiert und diese Ziele somit an meine neuesten Modifikationen angepasst. Meine Tabelle rechnet jetzt automatisch meine geschriebenen Worte und gearbeitete Zeit in einen Prozentwert um, weil ich Zeit und Worte sonst nur schwer vergleichen könnte. Anhand dessen werde ich am Jahresende sehen, ob ich meine Ziele erreicht habe. Dazu würde es z. B. schon reichen, wenn ich 90.000 Worte schreibe und 378 Stunden zum Recherchieren, Planen und Überarbeiten verbringe. Bis jetzt habe ich in keinem Monat die 100% erreicht, aber so soll es eigentlich auch sein. Ich habe mich da von meinem Mann beraten lassen, der sich als Meister in Sachen Arbeitsbeurteilung auskennt. Demnach erfülle ich mein Soll schon, wenn ich jeden Monat nur 70% schaffe. Im Schnitt liege ich aktuell bei 60%, wobei der Juni ja noch nicht vorbei ist. Wenn es bei diesem Durchschnittswert bleibt, weiß ich, dass ich nächstes Jahr entweder etwas an meiner Arbeitsweise ändern muss, sofern das möglich ist, oder ich muss meine Werte ein wenig nach unten korrigieren. Beides ist keine Schande, sondern hilft mir, mich und meine Arbeitsleistung realistisch einzuschätzen.

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