Zitat der Woche (KW 47/2020)

Goethe ist jedem bekannt wegen seiner Gedichte. Dass er einen so klugen Spruch zu seiner Zeit zum Besten gab, finde ich in diesem Zusammenhang umso besser. Es spricht für ihn, dass er keinen verklärten Verstand hatte.

Es ist eine Mahnung, nicht vom Erfolg einer Sache auszugehen, ehe sie komplett durchgezogen ist. Ich nehme als Beispiel die Titanic. Sie wurde gefeiert als das beste Schiff ihrer Zeit. Man nannte sie unsinkbar. Dass dies verfrüht war, haben die Passagiere ihrer ersten Tour zu spüren bekommen. Selbst wenn die Titanic heil den Zielhafen erreicht hätte, wäre es zu früh gewesen, sie als unsinkbar zu feiern. Heute wissen wir, dass jedes Schiff sinken kann. Damals war man so von seiner eigenen Genialität überrascht, dass alles möglich schien.

Das bedeutet also, dass selbst etwas, das sich als erprobt und gut herausstellt, irgendwann schlecht sein bzw. werden kann. Hier nenne ich die Kernkraftwerke und die Atomenergie als Beispiel. Sie ist sauber, sie zerstört nicht unsere Natur durch das Fällen ganzer Wälder oder das Durchwühlen des Bodens und bringt viel Energie. Das ist die eine Seite der Medaille. Jahre nach der Eröffnung des ersten AKWs sind wir schlauer. Es kann zu sehr fiesen Unfällen kommen, die den Lebensraum von Flora und Fauna, zu der ich auch die Menschen mal zähle, erst einmal zerstören. Wir müssen sehen, wohin wir unseren Atommüll sperren, ohne dass es zu Folgeschäden kommt. Das und die Abrüstung stillgelegter Kraftwerke verschlingt Unsummen. So gut ist die Atomenergie dann doch nicht, wie sich herausstellt.

Ich bin unsicher, ob Goethe sich damals bewusst war, wie lange man unter Umständen warten muss, bis man mit Sicherheit eine Sache feiern darf. Die Möglichkeiten waren damals begrenzt, sodass man die Probleme auch nicht so gut erkennen konnte. Aber er hat ein verdammt wahres Wort gesprochen.

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