Ghizmo und Balu

*Anmerkung von Mama*: Ghizmo trug ursprünglich vom Besitzer seiner Erzeugerin den Namen Balu. Nun sah er als Kätzchen aber so gar nicht wie ein Balu aus, sodass wir ihn umtauften. Ich bin der Meinung, dass das eine gute Entscheidung war, weil er nach wie vor nicht wie ein Balu aussieht oder sich wie einer verhält. Trotzdem blieb Balu ein Teil unserer Familie. Ghizmos Spiegelbild heißt Balu.

Mau, genug gequatscht? Ich bin heute dran und ich habe Wichtigeres zu erzählen als du!

Es ist zum Mäusemelken! Unbemerkt hat sich während der Renovierung ein Kater ins Haus geschlichen. Mama und der große Kerl nennen ihn Balu. Ich kenne ihn noch von früher. Da besuchte er mich ab und zu im Flur. Aber ich habe ihn verjagt. Dachte ich zumindest. Jetzt ist er im Schlafzimmer eingezogen und bleibt völlig unbeeindruckt von meinen Versuchen, ihn zu vertreiben. Er wohnt in dem neuen Kleiderschrank von Mama und dem großen Kerl und führt mich an der Nase herum.

Er äfft mich nach, greift mit derselben Technik an wie ich und stürmt davon, wenn ich einen taktischen Rückzug einlege. Er reißt das Maul auf, wenn ich ihn beschimpfe, und es sieht aus, als wüsste er genau, was ich sagen will. Jedenfalls sind seine Maulbewegungen dieselben wie meine. Aber er muss stumm sein. Er hat noch nie einen Ton von sich gegeben. Es ist auch immer erstaunlich ruhig im Schrank. Dabei müsste ich wenigstens hören, wenn er sich auf die andere Seite dreht oder schnarcht.

Ich habe schon mehrmals die Chance genutzt, wenn der große Kerl den Schrank öffnete. Dann stürmte ich hinein, nur um einen fast leeren Schrank vorzufinden. Ich begreife nicht, wie dieser Balu so schnell sein kann. Eben sehe ich ihn noch zur Tür rausschauen und im nächsten Moment ist er wie vom Erdboden verschluckt. Soll er mächtiger sein? Göttlicher als ich?! Nur so könnte ich mir erklären, wie es ihm gelingen kann, mit mir gleichauf zu liegen oder mir sogar mal eine Nasenlänge voraus zu sein.

Aber das ist unmöglich. Wäre Balu ein höheres Wesen als ich, würden ihn meine Menschen vergöttern und mich darüber vergessen. Zugegeben, während dieser doofen Renovierung hatten sie wirklich kaum Zeit für mich. Selbst wenn ich versuchte, sie von der Baustelle wegzulocken und auf die Couch zu rufen, blieben sie unbeirrbar bei der Arbeit. Doch jetzt ist es wieder wie zuvor und das, obwohl Balu sich reingeschlichen hat. Ich weiß, dass Mama und der große Kerl ihn ignorieren und auch nicht füttern. Das beweist doch meine göttliche Überlegenheit.

Trotzdem will ich ihn endgültig schlagen. Nur richten meine Tatzenhiebe überhaupt nichts aus. Wo meine Pfote ist, ist auch seine. Es ist absolut lächerlich, wie wir uns im Kampf regelmäßig abklatschen als wären wir gute Freunde. Und dann muss ich abends zusehen, wie sich eine Kopie von Mama und dem großen Kerl zu ihm im Schrank aufs Bett legen und ihn kuscheln – genauso wie es meine Menschen dann gerade tun. Er zeigt mir mit jeder Bewegung, wie sehr er das genießt und wie gut er es doch hat. Zum Fell ausreißen ist das!

Ich werde mich jetzt hinlegen und im Schlaf eine neue Strategie entwickeln. Dieser Zustand ist einfach nicht hinnehmbar. Mau!

*Anmerkung von Mama*: Ich fürchte, Ghizmo wird sich an Balus Anwesenheit im Schlafzimmer gewöhnen müssen. Ich gebe den neuen Kleiderschrank jedenfalls nicht so schnell wieder her. 🤷‍♀️

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