Kategorie: Zitate

Zitat der Woche (KW 26/2020)

Puh, ein harter Spruch. Bekäme ich den an den Kopf geworfen, wäre ich wohl betroffen. Ganz sicher würde ich erst einmal eine Weile überlegen, ob ich diesen Satz verdiene. Wenn ja, wüsste ich schon, worin mein Fehler lag, sodass ich mich dafür entschuldigen und versuchen könnte, dieses Verhalten nicht zu wiederholen. Im Allgemeinen halte ich es jedoch so, dass ich lieber zu wenig als zu viel sage, weil ich mir und meinem Wissen oder meiner Einschätzung nicht traue. Oft genug habe ich gemerkt, dass es gut so war, weil mir Informationen fehlten, durch die meine ursprünglichen Aussagen sich als fehlerhaft herausgestellt hätten. Es kommt aber auch vor, dass ich mich im Nachhinein ärgere, weil meine Gedanken richtig gewesen wären und ich vielleicht etwas hätte bewirken können, wenn ich sie auch laut ausgesprochen hätte.

Aber was bedeutet dieser Spruch genau?

Nun, es gibt durchaus Menschen, die zu allem eine Meinung haben, ich diese aber nicht teilen kann. Oft habe ich dabei das Gefühl, dass diese Leute sich diebisch darüber freuen, wenn sie ihre – in meinen Augen zweifelhaften – Aussagen treffen. Als wenn sie sich dadurch wertvoller fühlten. Meistens handelt es sich bei den Kommentaren im weitesten Sinn um Fremdenhass, Diskriminierung oder Politik. Das tut mir weh, selbst wenn ich nicht damit gemeint bin. Aber es wird so pauschalisiert darüber gesprochen, dass annähernd jeder betroffen sein kann.

Umgekehrt spricht Heinrich Heine von den Klugen, die scheinbar zwar die Fehler an anderen Menschen oder die Mängel im System bemerken, sich darüber aber nicht auslassen. Ich frage mich, wieso das so ist? Liegt es daran, dass die Klugen wissen, dass es nichts bringt, jemanden darauf hinzuweisen? Dass jemand sein Verhalten deswegen z. B. nicht ändern, sondern vielleicht sogar erst so richtig böse wird? Es klingt ein wenig danach, als sollte man einfach hinnehmen, wenn etwas nicht in Ordnung ist.

Ich kann nur vermuten, was Heinrich Heine wirklich mit dem Spruch gemeint hat. Ich muss an Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. denken. Vielleicht wollte er darauf hinweisen, dass die „Dummen“ sich wenig Gedanken darüber machen, was sie so von sich geben und ob dafür auch gerade der richtige Zeitpunkt ist, während die „Klugen“ erst abwägen, ob ihr Eindruck korrekt und die aktuelle Situation der passende Rahmen ist, um die Beobachtung zur Sprache zu bringen.

Du siehst, dieser Spruch bereitet mir selbst großes Kopfzerbrechen, weil er unterschiedlich ausgelegt werden kann. Es kommt nur darauf an, ob ich mich streng an den Wortlaut halte oder ob ich ihn nur interpretiere. Mir gefällt meine Interpretation besser, weil sie nicht so hart klingt und zugleich auf die Hintergründe hindeutet. Zugleich habe ich die Dummen und die Klugen in Anführungszeichen gesetzt, weil jeder mal zu den Dummen oder den Klugen zählen kann. Ich würde jedenfalls nicht sagen, dass man immer zu den Dummen oder immer zu den Klugen zählt. Dafür sind wir Menschen einfach zu menschllich.

Zitat der Woche (KW 22/2020)

Darf man sich eigentlich selbst zitieren? In diesem Fall finde ich es völlig legitim, denn es ist einer meiner Leitsätze beim Schreiben. Er begleitet mich seit etwa zehn Jahren und steht auf der ersten Seite meines Notizbuchs, in dem ich meine Ideen für Geschichten schreibe. Dank ihm traue ich mich, meine phantastischen Geschichten zu schreiben. Er stellt das große rote Stoppschild vor den Bereich meines Gehirns, das sogleich „unmöglich“ schreien will, weil das in der Realität tatsächlich unmöglich wäre. Aber in einer Welt, die meiner Fantasie entspringt, kann es möglich sein, zu fliegen – weil z. B. die Menschen dort eine andere Evolution erlebt haben und deshalb Flügel besitzen oder weil sie ihr Gehirn besser ausnutzen und deshalb durch Gedankenkraft Dinge und auch sich selbst bewegen und schweben lassen können …

Du siehst, trotz aller Möglichkeiten suche ich auch nach Gründen, wieso diese eigentlich unmöglichen Eigenschaften existieren können. Ich möchte, dass meine Geschichten nachvollziehbar sind, weil ich selbst schon ab und zu über ein „Das ist in meiner Welt einfach so“ beim Lesen gestolpert bin. Das hat mich gestört und aus dem Lesefluss gerissen, weil die Geschichte kein Stoppschild für meine Logik parat hatte. Die schrie also jedes Mal, wenn etwas Unmögliches vorkam, dass das so nicht geht. So dürfte es den Menschen gehen, die mit phantastischer Literatur generell nichts anzufangen wissen. Ihre Logik lässt bei ihnen nicht zu, dass sie sich einem „Was wäre, wenn …?“ hingeben, selbst wenn es gut und nachvollziehbar geschrieben ist.

Inspiriert auch dich dieser Leitspruch? Vielleicht nicht gleich zu einer Geschichte, aber zu einer Melodie, einer Lösung zu einem Problem oder ein Schnittmuster für ein noch nie dagewesenes Kleidungsstück?

Zitat der Woche (KW 21/2020)

Ein nettes Zitat von einem unbekannten Helden, der vielen Kindern schöne Stunden bereitet hat. Ob er es genauso meinte, wie ich es heute interpretiere?

Als Autorin schreibe ich, um gelesen zu werden. Ich will mit meinen Geschichten andere Menschen erfreuen und ihnen eine schöne (Lese-)Zeit bereiten. Ich schreibe nicht, um berühmt zu werden, aber es ist ein fast notwendiger Nebeneffekt für mich als Künstlerin. Darin liegt nämlich meine Kraftquelle. Wenn ich auf Amazon, LovelyBooks oder Facebook eine positive Rezension zu einer meiner Geschichten lese, bedeutet das für mich nicht nur, dass ich gute Arbeit geleistet habe. Es baut mich auch auf. Es spornt mich an, weiterzumachen, auch wenn ich aktuell im Jahr weit unter einem dreistelligen Betrag damit verdiene. Das Geld ist mir nur sekundär wichtig. Es wäre toll, wenn ich monatlich 450,00 Euro verdienen würde. Ich stapel da also recht tief. Aber dann würde es für die zitierte Marmelade reichen. Ich brauche keine Millionen, um irgendwelchen unnötigen Luxus, dargestellt durch den Kaviar, genießen zu können. Da ist mir die Wertschätzung, also der Applaus meiner Leser, viel wichtiger. Er ist es, der mich durch die Tiefen von Selbstzweifel, Existenzängsten, Mutlosigkeit und bröckelnder Motivation trägt.

Der letzte Applaus kam wirklich in Form eines klatschenden Publikums. Das war letztes Jahr auf dem BuCon. Er galt auch meinen Autorenkollegen, aber davon zehre ich noch heute, weil es seitdem kein Applaus (egal in welcher Form) mehr zu mir geschafft hat. Ich hoffe für uns alle, dass sich das bald ändern wird. Nicht nur, weil ich einen frischen Applaus gut gebrauchen könnte, sondern weil es unser aller Lebensqualität bereichern würde.

Zitat der Woche (KW 15/2020)

Ein einfacher Satz und doch löst er viel in mir aus. Es ist offensichtlich, was Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit diesem Satz im Kern meinte. Gemeinsam sind wir stark, zusammen schaffen wir alles.

Soweit, so gut. Aber diese Stärke erfordert etwas, das in der heutigen Zeit nicht mehr alltäglich ist. Gemeinschaftssinn, ein Gefühl von Verbundenheit zum Schwächsten als auch zum Stärksten der Gemeinschaft. Da hapert es schon. Wir schimpfen über Penner, Sozialschmarotzer, Politiker, Überreiche, Arme, Ausländer, Asylanten, Alte, Kranke und so viele andere Gruppen. Dabei vergessen wir, dass viele Menschen in diesen verachteten Gruppen ihr Schicksal nicht freiwillig gewählt haben. Natürlich gibt es schwarze Schafe, aber dürfen wir uns auf diese wenigen konzentrieren, wenn es doch so viele gibt, denen einfach nur eine Chance fehlt, um ihren Willen und ihr Können zu beweisen? Und wenn wir diesen Menschen helfen, stärken wir damit nicht auch unsere Gemeinschaft und können damit noch viel mehr bewirken?

Ganz im Sinne einer Utopie könnten wir mit wenigen Handlungen gescheiterten Existenzen und auch uns selbst eine goldenere Zukunft aufbauen. Jeder hat es in der Hand. Aber es ist verdammt schwer, über seinen eigenen Schatten zu springen und das egoistische Selbsterhaltungsprinzip über Bord zu werfen. Versteh mich nicht falsch. Da muss ich auch an mir selbst arbeiten. Das ist mir sehr wohl bewusst. Indem ich diese Zeilen für dich schreibe, nehme ich mir auch selbst die Scheuklappen ab. Es ist ein langer, beschwerlicher Weg, aber wie schön wäre es, das Resultat der Bemühungen noch erleben zu können, vielleicht sogar am eigenen Körper. Wir werden alle mal krank und hoffentlich auch alt. Wir mögen weise genug sein, einen Krieg in unserem Land zu verhindern. Sonst sind wir irgendwann die Asylanten in einem fremden Land. Das Schicksal kann uns leicht übel mitspielen. Das dürfen wir nicht vergessen. Aber indem wir etwas mehr zusammenrücken – bildlich gesprochen! – und den Menschen mit Wohlwollen begegnen, wird sich etwas ändern. Nicht sofort und wir werden auch häufig enttäuscht werden, aber irgendwann schlagen unsere Bemühungen Wurzeln und die gemeinsame Stärke wird sich ausbreiten.