Kategorie: Ghizmo & Gimms

Habe ich eigentlich schon irgendwann einmal erwähnt, dass ich nicht ganz dicht bin? Spätestens nach diesem Text wirst du davon überzeugt sein. Es war am Abend. Ich hatte Ghizmos Futter abgewogen und das Glas in meinen Beutel vorne im Pullover zu meinem Handy gesteckt, um die Hände frei zu haben – ja, ist schon ein paar Tage her, aber was soll ich machen, wenn die beiden Katzen oder ich ständig etwas Neues anstellen? Anschließend stand ich vor meinem Mann und sang „Ich bin ein Känguru“. Eigentlich wollte ich den Text noch einmal wiederholen. Vielleicht wäre mir auch noch etwas Gutes zur Fortsetzung des Lieds eingefallen. Allerdings brachte mich die Gesichtsentgleisung meines Mannes derartig zum Lachen, dass nichts mehr ging. Währenddessen fing er mit Herzblut zu singen an „Du bist so ballaballa“. Das machte meinen Lachanfall natürlich nicht besser, zumal er sich nicht irritieren ließ und munter mehrere Strophen aus dem Stehgreif dichtete. Irgendwann ging es wieder, aber ich hatte dann Bauchschmerzen und einen Krampf in den Wangen vom Lachen.

Gimms ist so verfressen. Wenn ich das Futter für die beiden mache, steht sie neben mir in der Küche, maunzt und versucht auch gerne mal, auf die Arbeitsplatte zu schauen, indem sie sich am Griff des Backofens mit den Vorderpfoten abstützt. Was dauert da so lange?! Gehe ich zum Abfalleimer, weil ich das leere Futtertütchen entsorgen will, um besser hantieren zu können, läuft sie neben, hinter und vor mir her und maunzt. Es dauert nun einmal ungefähr fünf Minuten, das Futter auf zwei Schüsseln zu verteilen (abwiegen), es mit einem Gäbelchen zu zerdrücken (die Katze kaut ja nicht, also Erstickungsprävention), etwas zusätzliches Wasser hinzuzugeben (das ich auch abwiegen muss, aber so bekommen sie eine Extraportion Wasser, die gut für die Nieren ist.), alles zu verrühren und dann … Ich warte auf den Tag, an dem ich über Gimms falle. Mit den beiden Futterschüsseln versuche ich waghalsig, meinen Weg durch die Küche zu bahnen, ohne auf Gimms‘ Pfoten zu stehen oder sie versehentlich zu treten. Vor allem am frühen Morgen eine Geduldprobe. Ich gehöre ja nicht der Sorte Mensch an, die erst einmal einen Kaffee braucht, ehe sie ansprechbar ist, aber wenn ich morgens mit Gimms so kämpfe, um sie füttern zu können, komme ich mir doch fast so vor. Ghizmos Schüssel kann ich problemlos durchs Esszimmer tragen und in den Futterautomaten stellen. Und weil das so schön ist, darf ich diese Prozedur drei Mal am Tag machen, weil sonst mindestens eine Katze verhungert.

Gimms liegt in letzter Zeit sehr gerne auf Ghizmos Platz auf der Couch. Sie ignoriert ihren Platz, auf dem ebenfalls eine Decke liegt, konsequent. Nun wollte ich ihr beibringen, dass das keine gute Idee ist. Ich hob Gimms also von Ghizmos Platz auf der Couch auf und legte sie auf ihrem Platz ab. Ich war nur einen Tag so konsequent, weil Gimms resistent gegen meine Bemühungen war. Logisch, sowas braucht Zeit und ich bin da zu ungeduldig. Nach einer dieser Umpositionierungen erzählte ich Ghizmo, dass er sich hinlegen könne, weil ich Gimms entsorgt hätte. Wo kam dieser Versprecher denn her?!

Kennst du das? Katzen haben es so an sich, die Stelle, auf der sie sich hinlegen wollen, erst einmal eine Weile zu treteln. Ghizmo kommt ja nur selten zu mir, aber Gimms ist eine richtige Mamakatze. Letztens sprang sie mir auf den Schoß, kaum dass ich die Beine auf der Couch ausgestreckt und zugedeckt hatte. Zielsicher begann sie, mein lädiertes Knie und kurz darauf den dazugehörenden Oberschenkel zu treteln. Was für eine Wohltat! Ob sie in einem früheren Leben irgendwas mit Massagen gemacht hat? Ich hoffe, dass sie das in Zukunft noch ganz oft machen wird.

Ghizmo fraß am liebsten in Gesellschaft, weil ihm Gimms dann nicht dazwischenfunken konnte. So kam es, dass mein Mann neben ihm auf dem Boden saß, mit ihm redete und darauf aufpasste, dass kein wandelndes schwarzes Loch Ghizmos Futter klaute. Ghizmo futterte auch fleißig. Dann hob er jedoch den Kopf, schaute nach links, schaute nach rechts, sah hinter sich und streckte zu guter Letzt den Hals, um auch die Treppe runterzusehen. Mein Mann folgte seinem Blick. Keine Gimms. Er wollte Ghizmo gerade beruhigen, da ertönte neben ihm ein Geräusch. Etwas verstört fragte mein Mann Ghizmo, ob er gerade ein Bäuerchen gemacht habe. Aber Ghizmo ist ein einzigartiger Geheimniswahrer. Er fraß weiter und sagte nichts. Ein paar Häppchen später ging das Spiel von vorne los. Ghizmo schaute nach links, nach rechts, hinter sich und dann die Treppe runter. Dieses Mal sah mein Mann nicht weg, versicherte Ghizmo aber, dass Gimms nicht da sei. Ghizmo machte wieder ein Bäuerchen. „Das habe ich gesehen.“

Ich wüsste zu gerne, ob es Ghizmo gestört hat, dass mein Mann sicher bezeugen kann, dass Ghizmo ein Bäuerchen gemacht hat. Es muss schließlich einen Grund gehabt haben, dass Ghizmo dieses Theater aufführte. Ich glaube, dass er von sich ablenken wollte.

Dieser kleine schwarze Dämon kann so niedlich sein. Da schlief sie auf der Couch und die Zunge schaute zwischen ihren Lefzen hervor. Es war so süß, dass ich ein Foto davon machte und meinem Mann schickte. Währenddessen streckte sie ihre Zunge noch weiter aus und rollte sie. Da soll man mal keine verwackelten Bilder machen! Ich musste so lachen. Und weil das noch nicht genug war, zitterte die Zungenspitze auch noch beim Atmen. Aber davon ließ sie mich kein Beweisvideo drehen. Als ich die Kamera auf sie richtete, blieb die Zunge ruhig liegen. Gemeinheit!

Diese Geschichte hat mir mein Mann erzählt, weil ich das Ereignis verschlafen habe. Er wurde nachts von etwas an seinem Arm geweckt. Als er wach genug war, stellte er fest, dass Ghizmo ihn dort geleckt hatte. Sowas kommt schon mal im Putzeifer vor, wenn Ghizmo im Arm meines Mannes liegt. Auch dort ist Katzenhygiene eine wichtige Tugend, der man umgehend nachkommen muss. Da verzielt er sich gelegentlich. Nur leckte er dieses Mal vermehrt über den Arm meines Mannes, als wäre er an der Stelle schmutzig. Das war neu und natürlich bei der rauen Katzenzunge unangenehm. Bevor es schmerzhaft wurde, war mein Mann allerdings sauber genug und Ghizmo wechselte seinen Schlafplatz.

Das neue Jahr – ich weiß, das ist lange her – fing damit an, dass mein Mann am 3. Januar wieder arbeiten gehen musste. Unser armer Ghizmo! Er hatte es so genossen, dass mein Mann den ganzen Tag da war, ihn vor Gimms in Schutz nahm und viel mit ihm kuschelte. Als mein Mann dann morgens zur Arbeit fahren wollte, streckte Ghizmo den Kopf zwischen dem Treppengeländer hindurch und sah ihn traurig an. Mein Mann streichelte ihn, und Ghizmo nutzte die Gelegenheit, um sich mit den Krallen einer Vorderpfote in den Jackenärmel zu krallen. Wer braucht da schon einen Tierflüsterer, um zu verstehen, was der kleine Kerl wollte? Es nützte ihm leider nichts, obwohl es meinem Mann schwerfiel, ihn zu enttäuschen.

Gimms kann schon eine fiese Katze sein. Sie hat herausgefunden, dass Ghizmo nicht oder nur ungern in das Zimmer kommt, in dem sie gerade ist. Sie hat das genüsslich ausgenutzt und sich mal zu meinen, mal zu den Füßen meines Mannes zu legen. Ghizmo schaute dann traurig zur Tür herein und ging weiter, weil Gimms uns mit Beschlag belegte. Rufen bringt da nichts, aber wir haben die ihm entgangenen Kuscheleinheiten natürlich nachgeholt.

Es war am Neujahrsmorgen. Gegen halb sieben schafften wir es mal ins Schlafzimmer. Ghizmo lag schon auf seiner Decke am Fußende und wartete auf uns. Die Böllerei hatte ihm ordentlich Angst eingejagt und er freute sich sicher schon auf ein wenig Kuscheln mit uns. Mein Mann zog die Decke unter Ghizmo zurecht, damit Ghizmo nicht aus dem Bett fällt, und meinte so schön: „Pass auf, dass du nicht rausfällst.“ Dann wollte er noch etwas holen und kam um das Bett herum, sodass sein Blick auf Gimms fallen konnte, die auf ihrer Decke auf dem Boden lag. „Gimms ist schon runtergefallen“, kommentierte er. Sie lag mit Kopf und Schulter auf dem blanken Fußboden statt auf ihrer Decke und sah aus, als hätte man sie wie einen Eimer Putzwasser dort ausgegossen.