Die letzten Änderungsvorschläge für meinen Roman, der im Oktober erscheinen soll, sind getan. Es folgt noch einmal eine Korrekturrunde durch ein frisches Paar Augen und ich hibbel schon dem Cover entgegen. Der Vorschlag meiner Herausgeberin klingt klasse und ich würde unheimlich gerne das Ergebnis sehen. Wird noch ein Weilchen dauern, bis es mit meinem Hexenmeister weitergeht. Zeit, um mich wieder an meinen anderen Roman zu setzen, den ich möglichst bald den Verlagen anbieten will.
Innerhalb von drei Tagen habe ich fünf Stunden überarbeitet. Nicht viel, aber es kostete mich auch große Überwindung, mich an diese Arbeit zu wagen. Ich mag das Überarbeiten wirklich nicht. Noch weniger, da ich weiß, dass mein Drachenroman viele Ecken und Kanten hat – hauptsächlich, weil ich ziemlich harte Übergänge einbaute, weil ich meine Leser nicht mit Alltäglichem langweilen wollte, und weil ich mir generell schwertue, ins Detail zu gehen, sodass man nicht nur erlebt, was passiert, sondern auch versteht, wieso es passiert. Daran lässt sich arbeiten und eine meiner Testleser hat mir dazu auch ein paar sehr tolle Tipps gegeben, woran ich diese Stellen erkennen und wie ich sie verbessern kann.
Gestern Morgen war ich durch die Arbeit der letzten Tage bereits mitten in Kapitel zwei, aber es gefiel mir nicht. Obwohl ich ständig nach Stellen suchte, denen ich mehr Tiefe verleihen könnte, ergänzte ich höchstens hier oder da mal einen Satz. Das konnte doch nicht die Lösung für meinen spartanischen Stil sein! Es fühlte sich einfach falsch an. Es war keine richtige Überarbeitung. Ich fing von vorne an. Ich erkannte, dass ich es toll fände, wenn man mehr von dem Segen sehen würde, den der Druide herbeibeschwört, als wenn ich wie bisher damit einsteige, dass mein Protagonist den Druiden verabschiedet und ihm für seine Fürsprache bei der Göttin dankt. Daraus resultierten ein paar neue, kleinere Absätze und auch mehr direkte Kommunikation zwischen meinen Figuren, wo ich zuvor nur indirekte Rede nutzte. Allein durch diese kleine, und weil sie direkt vor den bereits geschriebenen Text kam auch einfache Änderung kann der Leser jetzt gleich mehr über das Volk und seine Götter lernen, wobei ich versucht habe, nicht mit Infos um mich zu werfen. Ich will niemanden damit erschlagen.
Ich erkannte, dass ich zum Zeitpunkt, als ich mich nach all der Planungszeit endlich an diesen Roman setzte und ihn schrieb, noch nicht richtig in der Geschichte drin war und dass ich sie erst kennenlernen musste. Und nach all der Zeit wusste ich zwar beim letzten Überarbeiten noch ungefähr, was passiert, aber ich war schon wieder nicht richtig drin und deshalb wohl auch nicht wirklich fähig, die Mängel zu erkennen. Das war ich auch nicht, als ich bei diesem Durchgang die ersten anderthalb Kapitel anhand der Kommentare meiner Testleser zu überarbeiten versuchte. Aber ich war es, als ich noch einmal von vorne begann. Irgendwas hat sich geändert, sodass ich jetzt viel mehr Handlung, Gedanken und Gefühle einfügen kann. Ich befinde mich jetzt wieder am Ende der fünften Seite des Romans, irgendwo ziemlich in der Mitte des ersten Kapitels. Allerdings glaube ich, dass ich bis zu diesem Punkt mindestens eine Seite Text eingefügt habe. Vielleicht werde ich später einiges wieder straffen müssen, aber jetzt weiß ich wenigstens besser, worum es geht. Da bin ich diesem einen Testleser sehr dankbar für seine beiden Tipps.
Nun habe ich Bammel, ob ich es bis zum Ende der Überarbeitung durchziehen kann, den Text dermaßen auszuschmücken. Ich hoffe jetzt schon, dass sich mein Stil in den nächsten Kapiteln bessert, weil ich dann in der Geschichte angekommen war, als ich sie schrieb. Vermutlich kommt es anders. Ich schätze, das wird eine harte Lektion, aber eine, die ich lernen muss, damit ich es in meinen kommenden Romanen hoffentlich besser machen kann.