Kaum zu glauben, aber zwei Tage nach Talus hatte ich das nächste Buch ausgelesen. Es handelt sich dabei um „Meister Joachims Geheimnis“ von Sigrid Heuck. Es handelt sich dabei um ein Geschenk einer Bekannten, die am Grabbeltisch zuschlug, um mir eine Freude zu machen. Nun, ob das Buch reduziert oder ein neuer Bestseller ist, ist mir ja prinzipiell egal. Die Geste bedeutet mir schon enorm viel. Bei dem Cover war ich allerdings skeptisch, ob mir das Buch gefallen wird. Wäre ich an diesem Grabbeltisch gewesen, hätte ich einfach zum nächsten Buch gegriffen.
In dem Roman geht es um Peter. Der Teenager stößt in einem Buch über Maler auf das Gemälde „Der heilige Christophorus“ von Joachim Patinir. Im Hintergrund auf dem Bild entdeckt Peter viele Details, die ihm nicht aus dem Kopf gehen. Zuvorderst der Tote, der von zwei Mönchen entweder aus dem Fluss gezogen oder hineingelegt wird. Die Fragen, wie der Mann ums Leben kam und wer er ist, lassen Peter nicht mehr los und er beginnt, nach Antworten zu suchen.
Als ich den Klappentext gelesen hatte, freute ich mich noch mehr über diese Geste der Bekannten. Zumal der Klappentext im Inneren des Schmutzumschlags stand, sodass ich auch gleich das Gemälde, um das es sich dreht, in Augenschein nehmen konnte. Das findet man in meiner Ausgabe nämlich sowohl auf den ersten beiden als auch auf den letzten beiden Seiten. Ich habe es auch nachgeprüft. Das Bild existiert wirklich, der Maler ist natürlich seit langem verstorben.
Obwohl sich die Geschichte um einen Teenager dreht, glaube ich nicht, dass junge Erwachsene viel mit dem Roman anfangen könnten, außer sie sind ähnlich interessiert und lesebegeistert, wie ich es in dem Alter war. Der Roman richtet sich also eher an Erwachsene.
Der Schreibstil bleibt bewusst möglichst einfach gehalten, denn es ist Peters Geschichte, die er selbst erzählt. Das sollte es auch denjenigen Spaß bereiten, die nicht so häufig lesen. Ich fand alles anschaulich beschrieben, ich lese aber auch wirklich seit meiner Teenagerzeit immer wieder und gerne Romane, die man grob dem Mittelalter zuordnen würde.
Die Figuren sind vielschichtig. Peter kann man seine Verzweiflung anmerken, weil er so unbedingt hinter das Geheimnis des Toten am Fluss kommen will. Man spürt die Angst von Jan, dem Müllerssohn, der sich mit Peter anfreundet. Die Bedrohung, die von Willem ausgeht, ist greifbar, sodass ich ihm nicht würde begegnen wollen. Kurz gesagt, mir hat die Charakterzeichnung gefallen.
Ebenso wie alles andere. Ich empfand die Geschichte als kurzweilig und das Ende passend. Mancher wird damit vielleicht nicht zufrieden sein, aber das ist Geschmackssache. Für mich erklärte es den Umstand, weshalb die Informationen anonym geschickt worden waren. Dieses Buch hat außerdem geschafft, dass ich gerne mal in ein Museum gehen würde, um Bilder alter Künstler zu sehen. Peter hat ein Interesse in mir geweckt, die Gemälde genauer zu betrachten, was Pinselführung, Farbwahl, Motiv und vor allem den Hintergrund betrifft. Wer weiß, welche Geschichten dort auf mich lauern?