Kategorie: Leserückblick

Leserückblick „Neue Geschichten aus den Herbstlanden“

Es hat etwas gedauert, aber endlich bin ich dazu gekommen. Ich habe die Anthologie „Neue Geschichten aus den Herbstlanden“ aus dem Verlag Torsten Low gelesen. Sie enthält 24 Kurzgeschichten, die allesamt eines gemeinsam haben. Die Herbstlande.

Herausgeber dieser Anthologie ist Markus Heitkamp. Die Herausgeberschaft ist, das weiß ich aus Erzählungen, kein einfacher Job. Man muss sich um einen Ausschreibungstext kümmern, bei einer geschlossenen Ausschreibung die Autor*innen persönlich anschreiben und um einen Beitrag bitten, ggf. die Geschichten auswählen, die in das Buch kommen sollen, und vieles mehr. Der Herausgeber hat seinen Job verdammt gut gemacht. Mindestens die Hälfte der teilnehmenden Autor*innen sind mir ein Begriff und keine*r hat mich enttäuscht.

Es würde leider den Rahmen sprengen, würde ich auf jede einzelne Geschichte eingehen. Daher erzähle ich nur von denen, die mir spontan einfallen. Das sollten auch diejenigen sein, die mich am meisten beeindruckt haben.

So geht es mir mit „Das Rufen des Ozeans“ von Jörg Fuchs Alameda. Jörg schaffte es, dass ich während des Lesens gedanklich von „Wohin entführt er mich jetzt schon wieder?“ über „Wie schön diese beiden Puzzleteile zusammenpassen!“ zu „Irgendwie hat so alles seine Richtigkeit.“ wechselte. Eine bittersüße Geschichte.

„Die Zaudermaus“ von Fabienne Siegmund ist eine unheimlich süße Geschichte. Um das zu ahnen, brauchte ich nur den Titel zu lesen. Es ließ direkt ein Bild in meinem Kopf entstehen. Es geht um Ängste und deren Überwindung – ein Thema, mit dem sich jeder auskennen dürfte.

Noah Stoffers hat mich mit seiner Geschichte „Reisende im Nebel“ in die nebligen Straßen Londons gezogen und von dort noch viel weiter. Die Geschichte hat Jack-the-Ripper-Vibes und wird am Ende noch gruseliger. Ich fand die Hauptfigur darin richtig stark. Warum? Das musst du selbst herausfinden.

„Ein Silberstreif am Horizont“ von Lisa Dröttboom hat mich schon im „Happy verpeilt“-Stream von ihr und Hanna Nolden total begeistert. Es geht um einen Wolf, der wegen seiner Andersartigkeit zum Außenseiter wurde. Die Einsamkeit dieses Wolfs ist mit Händen greifbar. Umso mehr habe ich mich über das Ende gefreut. „Die Fee des Weges“ von Nina Bellem hat mich auf ähnliche Weise berührt. Definitiv eine Leseempfehlung von mir.

In „Novemberlöwe“ von Stefanie Bender kann man sehen, wie unterschiedlich die Wahrnehmung sein kann. Jemand voller Schuldgefühle kann von jemand anderem als Held gesehen werden. Trotz der schweren Thematik eine wundervolle Geschichte.

Es lohnt sich, das gesamte Buch zu lesen und zu sehen, wie sehr sich diese Anthologie von der ersten unterscheidet. Wo die Geschichten sich in der ersten noch sehr viel in den Herbstlanden aufhalten, sind die Herbstlande hier oft „nur“ ein Zwischenstopp oder der Ursprung der Figuren. Das ist auch eine schöne Botschaft, die vermutlich gar nicht beabsichtigt war. „Da, wo wir uns gerade befinden, muss nicht das Ende unserer Lebensreise sein. Es gibt immer ein Weiter, bis zum letzten Atemzug.“

Rezension Schreibkalender 2024

Durch Zufall stieß ich auf Tinkabeeres Instagram-Account, wo sie gerade ihren am 18. August erscheinenden Schreibkalender für 2024 bewirbt. Ich war sofort neugierig, sodass meine Freude groß war, als ich erfuhr, dass sie nach Leuten sucht, die ihren Schreibkalender rezensieren. Ich bewarb mich und bekam tatsächlich ein Rezensionsexemplar. An dieser Stelle noch einmal ein dickes Dankeschön an Tinka. Ich werde ihn in Ehren halten.

Oberflächlich fällt das tolle Cover und die Ringbindung auf, die es erlaubt, den Kalender aufgeschlagen abzulegen, ohne dass er direkt wieder zuklappt. Ersteres erfreut mein Auge, letzteres spricht mich auf praktischer Ebene an.

Innendrin platzt der Kalender aus allen Nähten. Ich werde mich kurzfassen. Der Kalender richtet sich an Autor*innen. Entsprechend gibt es viel Raum und Anregungen in Form von Listen und Fragen, um sich bewusst zu machen, WAS man WIE und WANN erreichen will. Dabei geht es um die Schreibprojekte, Marketing und Social Media. Immer wieder (zum Ende eines Monats/Quartals/des Jahres) gibt es die Möglichkeit, die am Anfang des Jahres bzw. vor jedem Quartal/Monat notierten Ziele zu reflektieren, wieder auf Kurs zu kommen oder einen neuen Weg einzuschlagen. Und immer wieder gibt es Raum für Notizen und natürlich den Kalender, je eine Doppelseite pro Woche.

Dieser Kalender ist nicht nur zum Eintragen von Terminen oder To Dos gedacht, sondern auch zum darin und an sich arbeiten. Und als wäre das nicht genug, steht auf der Rückseite des Kalenders ein Satz, den ich dermaßen motivierend finde, dass mir ganz leicht ums Herz wird, wenn ich ihn lese.

Für mich ist dieser Schreibkalender eine Entdeckung. Er kostet 21,99 Euro – viel Geld, die der Kalender meiner Meinung nach wert ist, wenn man wirklich mit ihm arbeitet. Ich werde dies 2024 tun und sehen, wie ich im Alltag mit ihm zurechtkomme. Wenn es so klappt, wie ich mir das vorstelle, werde ich zukünftig jedes Jahr im August auf Tinkas Matte stehen und nerven, wann der nächste Kalender endlich kommt. Ich freue mich jedenfalls schon auf das kommende Jahr und meinen neuen Begleiter.

Leserückblick „Das zersplitterte Land“

Ich habe „Das zersplitterte Land“ von Karsten Zingsheim gelesen. Spoiler: Es ist der erste Teil von einer mir unbekannten Zahl an Folgebänden, die noch nicht erschienen sind. Ich habe es befürchtet, als ich nur noch 60 Seiten vor mir hatte, es aber noch so viele offene Fragen gab.

In dem Roman geht es um den Akrobatenjungen Zenchi, dem an seinem 16. Geburtstag eröffnet wird, dass er keinem Himmelszeichen zugeordnet werden kann und somit Wuji (Der Gipfel des Nichts) ist. Das ist kein leicht zu tragendes Schicksal. Da geht es der Adeptin Amaya deutlich besser, denn sie besteht die Prüfung, um in Magie unterwiesen zu werden. Durch die Yosei Shenmi, die schon lange gestorben ist, entdecken die beiden, dass ihre Schicksale miteinander verbunden sind.

Zenchi ist der Typ Mensch, der von Halbstarken schikaniert wird. Besonders sein Mitschüler Quan hat es auf ihn abgesehen. Dem hat Zenchi nichts entgegenzusetzen. Amaya dagegen ist sehr von sich überzeugt, weiß es vor den Menschen jedoch gut zu verbergen. Sie lebt ihr Leben buchstabengetreu nach den Regeln des zersplitterten Lands. Dadurch braucht sie Schwierigkeiten nicht zu fürchten, allerdings kann sie auf dem Weg nur schwer den Erfolg erlangen, von dem sie träumt. Beide Figuren müssen noch viel lernen, um ihren Weg und ihren Platz in der Welt zu finden. Den Anfang erlebt man in diesem Buch.

Der Roman ist toll geschrieben. Ich hatte stets ein Bild der Räumlichkeiten und Umgebungen, in denen sich die Figuren bewegten, im Kopf. Die Handlung ist spannend. Ich habe mich sehr oft beim Kochen oder beim Haushalt machen dabei erwischt, dass ich darüber nachdachte, wie die Geschichte „jetzt“ wohl weitergeht. Ich konnte es gar nicht abwarten, weiterzulesen. Die Kapitel sind meistens relativ kurz, sodass sich das Buch auch gut während der Fahrt mit dem Zug oder der Straßenbahn von bzw. zur Arbeit oder in den fünf Minuten vor dem Schlafengehen lesen lässt. Letzteres würde ich jedoch nicht empfehlen, weil es vermutlich nicht bei diesen fünf Minuten bleiben wird, außer es liegt ein Partner nebendran im Bett, der nicht bei Licht einschlafen kann.

Ich mag die Geschichte. Gerade am Anfang gab es einige Hinweise, die ich als Eastereggs identifiziert habe. Ich hatte das Gefühl, dass das zersplitterte Land das Ergebnis eines Ereignisses auf unserer Erde ist. Kann natürlich sein, dass ich da etwas reininterpretiert habe, das vom Autoren nicht beabsichtigt war. Wenn dich das Buch bisher angesprochen hat, dann lies es und sag mir, ob es dir damit genauso geht wie mir. Auf einen Wermutstropfen muss ich als Korrektorin hinweisen. Es befinden sich sehr viele Schreibfehler im Text. Lass dich davon nicht stören oder gar abhalten, der Geschichte eine Chance zu geben. Sie ist es wert, über die Fehler hinwegzusehen – das sage ich als Korrektorin und leidenschaftliche Leserin. Ich habe das Buch innerhalb von vielleicht knapp zwei Wochen gelesen und würde gerne mit der Fortsetzung weitermachen. Deshalb hoffe ich sehr, der Autor lässt mich nicht zu lange warten. Schreibfehler hin oder her.

Leserückblick „Herbstlande – Das Rollenspiel“

Schon letzten Sommer hatte ich mir auf der FaRK das Regelwerk zum Rollenspiel der Herbstlande gekauft und es schnell durchgelesen. Es ist nicht besonders dick, weil, wie mir der Verleger erzählte, die Regeln bewusst einfach gehalten wurden, damit auch Einsteiger in die Rollenspielwelt ihren Spaß haben. Nachdem ich es gelesen habe, denke ich, dass es auch gar nicht so viel braucht, um spannende Abenteuer erleben zu können. Die Herbstlande bringen genug Stoff mit, damit man nicht ständig würfeln muss, um über Erfolg und Misserfolg Spannung zu erzeugen.

In diesem Regelwerk befindet sich eine Geschichte für ein kurzes Kennenlernspiel. Meiner Meinung nach ist es prima angelegt, um auch als Spielleiter neu einzusteigen. Die Figuren, die in den Herbstlanden leben, sind da sicher hilfreich, um im Notfall reagieren zu können, sollten die Spieler nicht den vorgeplanten Weg gehen. Hier möchte ich noch einmal sagen, wie toll die Romane, Novellen und Kurzgeschichten der Herbstlande sind. Lest sie, bevor ihr in das Rollenspiel als Spielleiter eintauchen wollt. Sie werden euch inspirieren und auf ungeplante Dinge vorbereiten.

In diesem Buch findet sich aber auch alles Weitere, das benötigt wird, um in den Herbstlanden viele tolle Abenteuer zu erleben. So gibt es Charakterbögen möglicher Gegenspieler-NPCs, Vorlagen von Charakterbögen für die Spieler, viele Tipps und natürlich die Regeln, nach denen sich das Spiel richtet.

Das Buch ist schnell gelesen. Die Regeln muss man sich wohl mehrfach anschauen, bis man sie verinnerlicht hat – zumindest, wenn man noch Anfänger ist. Da ist es gut, dass man das Buch zum Nachschlagen bereithalten kann, selbst wenn man sich gegen das vorgefertigte Abenteuer entscheidet oder dieses bereits durchgespielt hat.

Wenn du dich für Rollenspiele interessierst, kann ich dir das Regelwerk zu den Herbstlanden sehr empfehlen. Die Herbstlande sind so groß, bunt und abwechslungsreich, dass sich für jede Rollenspielrunde etwas Passendes finden wird.

Leserückblick „Herbstnebel – Rieke & Neve“

Nun habe ich auch den zweiten Teil der Romantasyreihe von Hanna Nolden gelesen. Mit „Herbstnebel – Rieke & Neve“ wird es queer.

Darin geht es um Rieke, die Freundin von Cara. Sie wird von ihrer Mutter in den Herbstferien zu ihrer Tante geschickt, damit sie über ihre Taten nachdenken kann. Sie hat nämlich ein Mädchen aus ihrer Ballettschule geküsst und ihre Mutter ist der Meinung, dass Rieke die Auszeit braucht, um wieder normal zu werden.

Wer hat bei meinem letzten Satz empört aufgeschrien oder den Aufschrei zumindest gedacht? So ging es mir, als ich las, was Riekes Mutter da so von sich gibt. Dieses Buch ist ein wunderbares Beispiel für unsere Realität, in der die Eltern glauben, dass solche Anwandlungen nur Phasen sind und dass man nur Strenge walten lassen muss, damit die Kinder wieder auf den „richtigen“ Weg zurückgeführt werden. Es ist eine Botschaft an die Menschen da draußen, bei denen die Erkenntnis noch nicht angekommen ist, dass wir Menschen so vielfältig wie der Regenbogen sind und es sein dürfen. Die Autorin hat es vielleicht nicht explizit bezweckt, aber in meinen Augen kann dieses Buch unseren Kindern die Angst davor nehmen, anders zu sein. Es ist nicht einfach, aber je mehr Menschen zu sich selbst stehen, umso leichter wird dieser Akzeptanzkampf werden. Das Buch zeigt, dass wir mit unseren Eigenheiten nicht allein sind.

Die Thematik wird in diesem Jugendbuch ganz ohne erhobenen Zeigefinger dargestellt. Es lässt sich wunderbar lesen, sodass die Fantasyelemente nicht zu kurz kommen. Der Tanz im Nebel überm See ist ein echter Genuss!

Die Figuren machen richtig Spaß. Habe ich Rieke im ersten Teil noch als eher zickige Teenagerin kennengelernt, erfuhr ich jetzt, unter welchem Druck sie steht. Da ist es leicht, zu verstehen, wieso sie sich so verhielt, und Mitleid zu empfinden. Neve fand ich richtig cool. Ich war zeitweise regelrecht zwiegespalten, wen ich lieber mochte. Sie oder Riekes Zuckerfee, das Mädchen, das sie in der Ballettschule geküsst hatte.

Ich brauche es nicht zu schreiben, aber ich tue es trotzdem. Dieses Buch ist toll. Ich mag es vollkommen.

Leserückblick „Faunus – Cara & Finn“

Ich freue mich heute noch mehr als sonst, dir meinen Leserückblick zu präsentieren. Bei dem Buch handelt es sich um „Faunus – Cara & Finn“ von Hanna Nolden. Ich kenne die Autorin persönlich und weiß ein wenig über ihren Weg zu diesem Romantasyroman. Liebe Hanna, die Mühe und die ausgestandenen Zweifel haben sich gelohnt!

In dem Kurzroman geht es um die 15-jährige Cara. Sie liebt es, zu klettern. Ganz besonders auf die alte Eiche auf dem Hexenberg, wo sie zum ersten Mal von diesem Jungen träumte, in den sie sich mit jedem Traum mehr verliebt. Doch plötzlich verändern sich diese friedlichen Träume und der Junge fleht sie an, ihr zu helfen.

Da sich das Buch an Jugendliche richtet, ist die Sprache etwas einfacher, als ich es von Romanen für Erwachsene gewohnt bin. Ich empfinde das nicht als Mangel. Im Gegenteil, es ist doch auch mal ganz schön, sich beim entspannten Lesen noch mehr zu entspannen. Das Lesen fällt hier jedenfalls noch ein wenig leichter. Außerdem musste ich ständig an meine Jugend denken. Ja, da war so manches ähnlich.

Schön finde ich, wie sich die Figuren und die Handlung entwickeln. Natürlich klappt alles etwas schneller und deutlicher. Zum Beispiel nähern Cara und Finn sich während der Handlung langsam. Trotzdem ist mit jedem Mal die Veränderung in ihrer Beziehung zueinander spürbar. Das ist richtig erfrischend.

Die Geschichte ist effektiv 87 Seiten lang. Sowas ist leicht an einem Nachmittag gelesen. Ich brauchte dann doch zwei Nachmittage, weil ich nicht dranbleiben konnte. Aber ich hätte es gerne! Man mag über Selfpublishing sagen, was man will. Dieses Buch ist toll geworden und ich freue mich schon auf den zweiten Teil, den ich bald beginnen werde.

Leserückblick „Hinter den Spiegeln so kalt“

Es ist schon lange her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Ich komme gar nicht hinterher, meine Leserückblicke so schnell online zu stellen, wie ich die Bücher lese. Aber „Hinter den Spiegeln so kalt“ von Liza Grimm ist auch ein echt toller Roman mit einer Botschaft, die erst auf den letzten Seiten für mich ersichtlich wurde.

Darin geht es um Finja, die vor wenigen Jahren ihren Mann aufgrund eines Autounfalls verloren hat und deren Tochter entführt wurde. Was niemand außer Finja beachtet, sind die Eisblumen auf dem Badezimmerspiegel, die bereits schmolzen, als sie ins Bad stürmte, keine Minute nachdem ihre Tochter von dort verschwunden war.

Es gibt am Ende des Buchs eine Triggerwarnung, die gelesen werden sollte, wenn man mit gewissen Themen Probleme hat. Ich bin ausreichend geerdet, dass mich Trigger kaum treffen können, wenn ich sie lese, aber ich will dennoch darauf hinweisen, damit du dich bewusst dafür oder dagegen entscheiden kannst, das Buch bzw. die Triggerwarnung zu lesen.

Die Figuren sind wunderbar. Ich konnte mich vor allem in Finja gut einfühlen, da ich aufgrund meiner erlebten Depression vieles ähnlich empfunden habe. Ihre Tochter Hannah ist einfach zuckersüß und ihre beste Freundin Elisa ist eine echte Stütze, die ich jedem Menschen wünschen würde, der mit psychischen Problemen zu kämpfen hat. Über die anderen Figuren will ich nichts verraten, um nicht zu spoilern.

Der Schreibstil ist klasse. Ich mag Liza Grimm dafür sehr, dass sie von Problemen erzählen kann, ohne dass es kompliziert wird. Bei diesem Roman hatte ich jedoch anfänglich Schwierigkeiten, da es Kapitel gibt, die in der Zeit spielen, als Finjas Mann noch lebte, andere Kapitel, während denen Hannah noch bei Finja war, und letztlich die, in denen Finja nach Hannah sucht. Das fand ich zuerst verwirrend, bis ich mich daran gewöhnte. Zum Ende hin wird auch nicht mehr so häufig in der Zeit gesprungen. Für mich stellte es kein ernstzunehmendes Hindernis dar.

Ich habe den Roman genossen. Liza Grimm hat damit die Geschichte der Schneekönigin auf wundervolle Weise neu interpretiert. Ich habe am Schluss eine überraschende Wendung erwartet, aber ich war definitiv nicht auf das gefasst, was dann wirklich kam. Tatsächlich wünschte ich, dass dieser Roman der Realität entsprechen würde.

Leserückblick „Fullmoon Wo Sagashite“

Hier folgt auch schon der nächste Leserückblick mit dem Manga „Fullmoon Wo Sagashite“, den ich in zwei Sammelbänden erstanden habe. Darin geht es um Mitsuki, die Sängerin werden will, um ihren Freund erreichen zu können, der mit seiner Adoptivfamilie nach Amerika gezogen ist. Ein Tumor in ihrem Hals lässt das nicht zu. Wenn sie überleben will, muss er entfernt werden, was auch ihre Stimme beeinflussen würde. Dann wird ihr auch noch von zwei Todesengeln mitgeteilt, dass sie nur noch ein Jahr zu leben hat. Mitsuki überzeugt die beiden Todesengel, ihr bis dahin zu helfen, ihren Traum einer Gesangskarriere zu verwirklichen.

Der Manga ist toll gezeichnet. Ich vermisste zwar Farben, da er rein schwarz-weiß ist, aber ich bezweifle, dass das wirklich einen großen Unterschied machen würde. Vermutlich würden dabei sogar gewisse Details eher untergehen, die der Handlung Zwischentöne verleihen, ohne die man der Geschichte zwar dennoch gut folgen könnte, die der Geschichte jedoch eine gewisse Würze verleihen.

Ich habe die Figuren sehr schnell in mein Herz geschlossen. Mitsuki verlangt von den Todesengeln zwar relativ viel, aber es steht in deren Macht und sie macht es auf eine Weise, dass man es ihr kaum abschlagen kann. Die Todesengel sind auch ein lustiges Gespann, das später noch tatkräftige Unterstützung bekommt.

Was für eine tolle Geschichte. Obwohl sie immer wieder schwermütig zu werden droht, lässt sie sich locker lesen, weil dann eine lustige Wendung eintritt. Ich habe die beiden Wälzer an einem Tag durchgesuchtet. Auch wenn es „nur“ ein Manga ist, ist das doch sehr schnell, weil ich dennoch die Bilder erfassen und die Texte lesen muss, um die Handlung zu erfassen. Meiner Meinung nach ist das schwieriger als das Lesen normaler Romane, aber es kann auch einfach daran liegen, dass ich es nicht gewohnt bin, Mangas zu lesen. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß dabei.

Leserückblick „Kamikaze Kaito Jeanne“

Schon sind die nächsten Bücher verschlungen. Dieses Mal handelt es sich um den Sammelzweiteiler vom Manga „Kamikaze Kaito Jeanne“. Ich habe als Jugendliche den Anime von „Jeanne, die Kamikazediebin“ sehr gerne gesehen und war richtig happy, als ich den Manga in so kompakter Form bekommen konnte.

Der Manga ist gänzlich in schwarz-weiß gehalten. Nur die ersten Seiten sind farbig und zeigen die Cover der ersten Auflage. Ich finde die farbigen Bilder verdammt schön. Sie sind enorm detailreich. Aber auch der Manga an sich steht dem an nichts nach.

Die Figuren sind so, wie man sie vom Anime kennt. Ich kann die Hauptfigur Marron nur bewundern, mit welcher Stärke sie darauf reagierte, dass sie mit zehn Jahren von ihren Eltern verlassen und von den Nachbarn betreut wurde. Etwas, das man sich hier in Deutschland gar nicht vorstellen kann. Chiaki ist teilweise aufdringlich und übergriffig, aber in einem Maß, das ich aufgrund der Hintergrundsituation entschuldigen kann. Er macht es jedenfalls mit bester Absicht. Acces, der Engel, der Chiaki begleitet, ist mir tatsächlich mittlerweile sympathischer als Fynn, die Marron begleitet.

Dank den Engeln erfahren die beiden, dass sie sich in Jeanne und Sindbad verwandeln können und dann die Fähigkeit haben, Dämonen zu bannen. Dummerweise stehen sie auf unterschiedlichen Seiten. Dabei geht es darum, Gott zu stärken, damit der Teufel ihn nicht besiegen und die Welt ins Chaos stürzen kann.

Der Manga entstand vor bzw. ab einem gewissen Punkt parallel neben dem Anime, sodass sich die Handlung teilweise sogar recht stark unterscheidet. Vor allem die Enden. Es ist ein wenig, als hätten sich die Macher von Manga und Anime irgendwann dazu entschieden, unterschiedliche Wege einzuschlagen. Beide sind gut. Ich habe nach der Lektüre, und ich habe beide Bücher an einem Tag durchgesuchtet, richtig Lust, den Anime wieder zu sehen. Ich glaube, dessen Ende gefällt mir besser als das des Mangas. Aber das könnte einfach nur daran liegen, dass ich die Serie zuerst gesehen habe.

Leserückblick „Intruder“

Lange habe ich nicht mehr so viel binnen kürzester Zeit gelesen. Das liegt einerseits daran, dass ich mich beim Lesen entspanne und diese Entspannung nach den anstrengenden Monaten bis zur Firmengründung, den ersten Monaten als selbstständige Korrektorin und Autorin und einem viel zu heißen Sommer ohne nennenswerte Arbeitspause endgültig nötig hatte. Andererseits war die sechsteilige Reihe von Wolfgang Hohlbeins „Intruder“ auch genau so aufgebaut, dass ich gar nicht anders konnte, als mir die Augen aus den Höhlen zu lesen. Aber der Reihe nach.

Die Romanreihe gibt es auch in einem Sammelband. Ich finde es aber auch ganz praktisch, die Geschichte in sechs schmalen, etwa DIN A6 großen Bändchen von 120 bis 140 Seiten zu präsentieren. Nicht nur, dass sie prinzipiell besser in die Handtasche passen und schneller durchgelesen sind. Die Geschichte wird auf diese Weise auch harmonisch dargestellt, teilt sie sich doch auf sechs Tage auf, sodass jeder Band einen dieser Tage darstellt. Zugleich war es mir als Leserin fast ein Bedürfnis, jeden Tag einen Band zu lesen. 120 Seiten sind schließlich nicht viel. Hätte ich den Sammelband gelesen, hätte ich wohl länger gebraucht.

Zur Handlung: Es geht um drei Freunde, die ihren Traum von einer Motoradtour durch Amerika wahrmachen. Was als Abenteuer voller spektakulärer Aussichten geplant war, wird zum Alptraum, kaum, dass sie das Land der unbegrenzten Möglichkeiten betreten haben, bei dem die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn oder vielleicht auch Übersinnlichem verschwimmen.

In der Geschichte geht es lange nur um Mike, Frank und Stefan – die drei Freunde, deren Freundschaft zwar tief geht, aber schon recht früh Risse erkennen lässt. Im späteren Verlauf zeigt sich, dass zunächst wie Randfiguren wirkende Personen verdammt viel mit dem Alptraum zu tun haben, den zunächst nur Mike wahrnimmt. Aber da ist noch diese Bedrohung über alldem, das nicht zu greifen ist. Lange habe ich mich gefragt, wie alles zusammenhängt. Erst am Ende wird es klar und dennoch schafft der Autor es auch dann noch, eine Schippe draufzulegen.

Ich habe schon lange keine so spannende Geschichte mehr gelesen. Ich habe mich jetzt nicht gegruselt, aber ich kann mir vorstellen, dass andere Menschen auf die Handlung sensibler reagieren könnten. Während des Lesens habe ich häufig gedacht, dass diese Geschichte auch von Stephen King stammen könnte, allerdings muss ich zugeben, dass die Geschichte dafür zu aufgeräumt daherkommt und am Ende auch nicht die für King typischen Fragezeichen zurücklässt. Ja, ich oute mich, kein sonderlicher King-Fan zu sein. Er kann mich einfach nicht erreichen, was niemandes schuld ist.

Normalerweise hätte ich nie nach „Intruder“ gegriffen. Die Bücher waren ein Geschenk, nachdem ich mit einer Freundin darüber gesprochen hatte, dass ich noch nie ein Buch gelesen habe, das ausschließlich aus Hohlbeins Feder stammt und mir gefallen hätte. Er schreibt ja auch oft mit seiner Frau oder seiner Tochter. Das waren bisher die einzigen Bücher, mit denen ich etwas anfangen konnte. Die ich auch wirklich mag. Mit „Intruder“ ändert sich das. Ich weiß jetzt, dass es wohl auch auf die Geschichte an sich ankommt. Sechs Bücher in fünf Tagen, rund 740 Seiten – das spricht eine eindeutige Sprache. Mir haben die Bücher gut gefallen.