Kategorie: Leserückblick

Leserückblick „Kamikaze Kaito Jeanne“

Schon sind die nächsten Bücher verschlungen. Dieses Mal handelt es sich um den Sammelzweiteiler vom Manga „Kamikaze Kaito Jeanne“. Ich habe als Jugendliche den Anime von „Jeanne, die Kamikazediebin“ sehr gerne gesehen und war richtig happy, als ich den Manga in so kompakter Form bekommen konnte.

Der Manga ist gänzlich in schwarz-weiß gehalten. Nur die ersten Seiten sind farbig und zeigen die Cover der ersten Auflage. Ich finde die farbigen Bilder verdammt schön. Sie sind enorm detailreich. Aber auch der Manga an sich steht dem an nichts nach.

Die Figuren sind so, wie man sie vom Anime kennt. Ich kann die Hauptfigur Marron nur bewundern, mit welcher Stärke sie darauf reagierte, dass sie mit zehn Jahren von ihren Eltern verlassen und von den Nachbarn betreut wurde. Etwas, das man sich hier in Deutschland gar nicht vorstellen kann. Chiaki ist teilweise aufdringlich und übergriffig, aber in einem Maß, das ich aufgrund der Hintergrundsituation entschuldigen kann. Er macht es jedenfalls mit bester Absicht. Acces, der Engel, der Chiaki begleitet, ist mir tatsächlich mittlerweile sympathischer als Fynn, die Marron begleitet.

Dank den Engeln erfahren die beiden, dass sie sich in Jeanne und Sindbad verwandeln können und dann die Fähigkeit haben, Dämonen zu bannen. Dummerweise stehen sie auf unterschiedlichen Seiten. Dabei geht es darum, Gott zu stärken, damit der Teufel ihn nicht besiegen und die Welt ins Chaos stürzen kann.

Der Manga entstand vor bzw. ab einem gewissen Punkt parallel neben dem Anime, sodass sich die Handlung teilweise sogar recht stark unterscheidet. Vor allem die Enden. Es ist ein wenig, als hätten sich die Macher von Manga und Anime irgendwann dazu entschieden, unterschiedliche Wege einzuschlagen. Beide sind gut. Ich habe nach der Lektüre, und ich habe beide Bücher an einem Tag durchgesuchtet, richtig Lust, den Anime wieder zu sehen. Ich glaube, dessen Ende gefällt mir besser als das des Mangas. Aber das könnte einfach nur daran liegen, dass ich die Serie zuerst gesehen habe.

Leserückblick „Intruder“

Lange habe ich nicht mehr so viel binnen kürzester Zeit gelesen. Das liegt einerseits daran, dass ich mich beim Lesen entspanne und diese Entspannung nach den anstrengenden Monaten bis zur Firmengründung, den ersten Monaten als selbstständige Korrektorin und Autorin und einem viel zu heißen Sommer ohne nennenswerte Arbeitspause endgültig nötig hatte. Andererseits war die sechsteilige Reihe von Wolfgang Hohlbeins „Intruder“ auch genau so aufgebaut, dass ich gar nicht anders konnte, als mir die Augen aus den Höhlen zu lesen. Aber der Reihe nach.

Die Romanreihe gibt es auch in einem Sammelband. Ich finde es aber auch ganz praktisch, die Geschichte in sechs schmalen, etwa DIN A6 großen Bändchen von 120 bis 140 Seiten zu präsentieren. Nicht nur, dass sie prinzipiell besser in die Handtasche passen und schneller durchgelesen sind. Die Geschichte wird auf diese Weise auch harmonisch dargestellt, teilt sie sich doch auf sechs Tage auf, sodass jeder Band einen dieser Tage darstellt. Zugleich war es mir als Leserin fast ein Bedürfnis, jeden Tag einen Band zu lesen. 120 Seiten sind schließlich nicht viel. Hätte ich den Sammelband gelesen, hätte ich wohl länger gebraucht.

Zur Handlung: Es geht um drei Freunde, die ihren Traum von einer Motoradtour durch Amerika wahrmachen. Was als Abenteuer voller spektakulärer Aussichten geplant war, wird zum Alptraum, kaum, dass sie das Land der unbegrenzten Möglichkeiten betreten haben, bei dem die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn oder vielleicht auch Übersinnlichem verschwimmen.

In der Geschichte geht es lange nur um Mike, Frank und Stefan – die drei Freunde, deren Freundschaft zwar tief geht, aber schon recht früh Risse erkennen lässt. Im späteren Verlauf zeigt sich, dass zunächst wie Randfiguren wirkende Personen verdammt viel mit dem Alptraum zu tun haben, den zunächst nur Mike wahrnimmt. Aber da ist noch diese Bedrohung über alldem, das nicht zu greifen ist. Lange habe ich mich gefragt, wie alles zusammenhängt. Erst am Ende wird es klar und dennoch schafft der Autor es auch dann noch, eine Schippe draufzulegen.

Ich habe schon lange keine so spannende Geschichte mehr gelesen. Ich habe mich jetzt nicht gegruselt, aber ich kann mir vorstellen, dass andere Menschen auf die Handlung sensibler reagieren könnten. Während des Lesens habe ich häufig gedacht, dass diese Geschichte auch von Stephen King stammen könnte, allerdings muss ich zugeben, dass die Geschichte dafür zu aufgeräumt daherkommt und am Ende auch nicht die für King typischen Fragezeichen zurücklässt. Ja, ich oute mich, kein sonderlicher King-Fan zu sein. Er kann mich einfach nicht erreichen, was niemandes schuld ist.

Normalerweise hätte ich nie nach „Intruder“ gegriffen. Die Bücher waren ein Geschenk, nachdem ich mit einer Freundin darüber gesprochen hatte, dass ich noch nie ein Buch gelesen habe, das ausschließlich aus Hohlbeins Feder stammt und mir gefallen hätte. Er schreibt ja auch oft mit seiner Frau oder seiner Tochter. Das waren bisher die einzigen Bücher, mit denen ich etwas anfangen konnte. Die ich auch wirklich mag. Mit „Intruder“ ändert sich das. Ich weiß jetzt, dass es wohl auch auf die Geschichte an sich ankommt. Sechs Bücher in fünf Tagen, rund 740 Seiten – das spricht eine eindeutige Sprache. Mir haben die Bücher gut gefallen.

Leserückblick „Feuertochter“

Für diesen Roman habe ich sehr lange gebraucht. Dabei hatte ich mich total auf eine Geschichte in Irland von Iny Lorentz gefreut. Das Autorenpaar hat mich als junge Erwachsene in meinen Pausen auf der Berufsschule und der Arbeit begleitet. Rückblickend vermutlich auch meinen Schreibstil beeinflusst, als ich mit dem Schreiben wenige Jahre später anfing. Dazu später mehr.

Die Feuertochter spielt während des Glaubenskriegs zwischen Irland und England, als das katholische Irland von den evangelischen Engländern erobert wurde. Ciara ist die Schwester eines Clanführers. Der Clan ist klein, sodass ihr Bruder sich mächtig anstrengen muss, will er nach dem Krieg das Land seiner Vorfahren behalten und in der Achtung der größeren Clans aufsteigen. Ciara will an seiner Seite kämpfen und kann sich sogar durchsetzen. Dabei verliebt sie sich in einen deutschen Söldner des Papstes.

Stolze Frauen kann es in Geschichten nicht oft genug geben. Ciara ist nicht nur das, sondern auch klug, wehrfähig und leidenschaftlich. Ich mag auch ihre Cousine, die ihr in nichts nachsteht. Dagegen hätte ich ihrem Bruder sehr gerne die ein oder andere Ohrfeige gegeben, weil er manchmal so typisch überheblich reagiert, wie es nur Männer können, die glauben, sie seien den Frauen überlegen. Mehr als einmal reitet er dadurch seinen Clan in üble Situationen rein. Sein Stellvertreter im Clan ist noch schlimmer. Da müssen die Männer froh sein, dass es noch weitere männliche Figuren gibt, die deren Ehre wieder retten. Ich mag diese Gegensätze von besonnenen und dumm-egoistischen Figuren. Wegen ihnen fieberte ich mit, konnte aus tiefstem Herzen hassen und zugleich bewundern.

Obwohl die Handlung sich liest, als wäre sie tatsächlich so geschehen, hat sie nicht diesen langweiligen Unterton eines Geschichtsbuchs. Das schätze ich so an Iny Lorentz. Sicher ist manches nie so passiert wie beschrieben, aber das Autorenpaar bemüht sich doch stets, die Realität nicht zu sehr für ihre Geschichte zu beugen. Ich fand die Geschichte jedenfalls mitreißend und packend.

Nun komme ich zum großen Aber. Ich kann nur vermuten, dass die Bücher, die ich vor rund zwanzig Jahren gelesen habe, im selben Schreibstil geschrieben sind wie die Feuertochter. Wieso sollte das Autorenpaar etwas ändern, wenn es damit doch erfolgreich ist? Ich vermute, dass ich deswegen auch gleich zu Anfang die desillusionierende Aussage einer Autorin, die schon länger schrieb, erhielt, als sie meine erste Geschichte las. Weil ich die Fehler unbewusst nachmachte. Iny Lorentz springt teilweise nach einem Absatz vom Kopf einer Figur zum Kopf einer anderen. Manchmal dauert es auch mal drei Absätze. Das wurde mir damals als schlechter Stil erklärt. Heute weiß ich, warum das so ist. Nachdem ich rund fünfzehn Jahre lang darauf geachtet habe, die Perspektive nicht zu brechen, hatte ich beim Lesen dieses Romans enorme Schwierigkeiten, die Sprünge von einer zur nächsten Figur nachvollziehen zu können. Das ärgerte mich und ich war mehr als einmal kurz davor, das Buch nicht weiterzulesen.

Mein Fazit: Die Geschichte der Feuertochter ist toll, aber man muss mit dem eigenwilligen Schreibstil des Autorenpaars zurechtkommen können. So weh es mir tut, ich werde wohl kein Buch von Iny Lorentz mehr kaufen. Ich bin auch unsicher, ob ich die von mir so geliebten Bücher von vor zwanzig Jahren noch einmal lesen oder besser in guter, aus Unwissenheit verklärter Erinnerung behalten sollte. Bilde dir ein eigenes Urteil. Es ist nichts Schlechtes daran, wenn dir die Bücher trotzdem gefallen. Letztlich sollen sie unterhalten. Der Rest ist egal, solange man damit zurechtkommt.

Leserückblick „Ein verschneites Weihnachtsfest in Cornwall“

Als ich meinen Weihnachtsroman weiterschreiben wollte, fühlte ich mich herzlich wenig weihnachtlich. Deshalb habe ich mit diesem Buch begonnen. Mein Plan ging auf. Ich kam wunderbar in Weihnachtsstimmung und meine romantische Seite wurde ebenfalls wach.

Ich mag das Cover total. Es ist weihnachtlich und es macht Spaß, sich in seinen Details zu verlieren. Manche davon sind sogar mit Glitzer überzogen! Da musste ich einfach zugreifen und schauen, worum es in dem Buch geht.

Der Inhalt überzeugte mich sofort. Weihnachten in Cornwall. In einem Schloss! Dazu eine Protagonistin, die dort ihrem Schwarm begegnet und ihm nicht ausweichen kann, weil sie gemeinsam mit ihm das Schloss für Weihnachten schmücken muss, um ihre Auftraggeberin zufrieden zu stellen. Das versprach jede Menge Druck auf die Figuren und tolle Konflikte, an denen ich mich weiden kann.

Die Figuren bringen dafür ihre ganz eigenen Probleme mit, die die Konflikte schön aufheizen. Ivy leidet z. B. unter den Folgen eines Unfalls. Dass sie seit ein paar Jahren in Bill verschossen ist, den sie bei einem Skiausflug mit ihrem Ex kennengelernt hat, sorgt für viele tolle Situationen. Bill macht es ihr nicht leichter, weil er immer wieder auf die Skihütte, in der sie alle zusammen gewohnt haben, zu sprechen kommt. Um das Chaos perfekt zu machen, kommen die Perfektionistin und erfolgreiche Unternehmerin Libby mit ihren drei verwöhnten Kindern, ihre total erschöpfte Schwester mit ihren beiden Kleinkindern, eine fünfköpfige Familie, die viel Wert auf Ökologie legt, und viele mehr hinzu. Trotz der vielen Menschen war es mir aber fast immer möglich, sie auseinander zu halten. Das hat die Autorin gut hinbekommen.

Überhaupt fühlte ich mich in der Geschichte recht bald tierisch wohl. Ich mag den Schreibstil und wie die Autorin es geschafft hat, ständig das aktuelle Problem mit einem neuen zu toppen, ehe eines der vorangegangenen auch nur annähernd gelöst werden konnte. Ich mag, wie die Figuren sich im Laufe des Romans entwickeln und dass sich das nicht nur auf die Hauptfiguren beschränkt, sondern ziemlich allumfassend ist. Ich mag das Ende, das einfach total zu Weihnachten passt. Ich mag das gesamte Buch.

Leserückblick „Vikings oft the Galaxy“

Das Cover spricht für sich und den Inhalt des Buchs. Es ist eine lustige Anthologie mit zwanzig Kurzgeschichten über Weltraumwikinger.

Wikinger gehören nicht zu den Figuren, über die ich bisher gelesen habe. Da sie in diesem Buch in ein ungewöhnliches Element, den Weltraum statt des Meers, geworfen werden, war ich neugierig, wie sie damit zurechtkommen. Es gibt viele Ragnars, Eriks und Leifs. Das sind wohl die bekanntesten Wikingernamen. Vielleicht hatten sie damals auch nicht so viel Auswahl. Ich fand es lustig. Es würde sich für ein Namensbingo anbieten, was meiner Meinung nach auch zur Funtasy passt.

Die Geschichten sind abwechslungsreicher als die Namen der Figuren. Sie sind auch meistens länger, als ich es von Kurzgeschichten gewöhnt bin. Wo ich sonst hätte überlegen müssen, ob ich noch eine weitere Geschichte lese, hat es sich hier gar nicht ergeben. Stattdessen musste ich ein paar Mal das Lesen unterbrechen, weil ich zu einem Termin musste und keine Zeit zum Weiterlesen hatte. Es ist ja häufig ein Kritikpunkt an den Kurzgeschichten, dass man gerne mehr Zeit in den Geschichten verbracht hätte. Das ist hier definitiv möglich.

Ich bin leider nicht das richtige Publikum dafür gewesen. Ein paar Geschichten fand ich toll, weil sie vom Üblichen abweichen, aber die meisten … Es ging eben um Wikinger, denen der Kampf, der ehrenvolle Tod und Beute meistens wichtig ist. Daher darf ich mir kein Urteil über das gesamte Werk erlauben. Bilde dir eine eigene Meinung! Wikinger- und Humorliebhaber kommen sicher auf ihre Kosten.

Leserückblick „Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta“

Schau dir das Cover an. Es strahlt Unsicherheit und doch etwas Wohliges aus. Der Titel lockt mit einem Blumenladen. Ich musste es vorziehen, nachdem ich es erst kürzlich gekauft hatte.

Es geht um vier einsame Menschen, Violeta, der Blumenladenbesitzer Monsieur Dominique und die Senoras Mercedes und Tilde, die im Blumenladen zueinanderfinden.

Es ist eine anrührende Geschichte, weil eines die Figuren verbindet: Sie wurden auf unterschiedliche Weise von der Liebe enttäuscht und keiner von ihnen konnte bisher seinen Schmerz überwinden. Deshalb sind sie schwermütig, obwohl sie es voreinander zu verbergen versuchen.

Ich weiß nicht, was ich von dem Roman halte. Er besteht aus vielen kleinen Ausschnitten aus dem Leben der vier Figuren, teilweise in der Gegenwart, teilweise aus der Vergangenheit, manche wirklich nur zwei Zeilen lang. Dazwischen stehen vereinzelt Zitate, bei denen ich nicht sagen kann, in welchem Zusammenhang sie mit der Geschichte stehen. Der Autor springt von einem Kopf zum nächsten, wodurch ich wieder aufpassen musste, die Gedanken und Gefühle den richtigen Personen zuzuordnen. Ich brauchte ein Weilchen, um mit diesem Schreibstil warm zu werden, obwohl er mich von Anfang an mitriss. Jetzt habe ich das Buch ausgelesen und bin prinzipiell zufrieden. Ich konnte mir aus den Ausschnitten eine Geschichte zusammenpuzzlen. Trotzdem bin ich nach wie vor verwirrt und fühle mich so, als wäre mir beim Lesen etwas entgangen, das ich aufgrund fehlender Lebenserfahrung oder vielleicht der „falschen Nationalität“ nicht nachvollziehen kann. Ich glaube, dass mir das Verstehen leichter fallen würde, käme ich wie der Autor aus Spanien. Ebenso kann ich mir vorstellen, dass dieser Roman neue Facetten für den Moment bereithält, wenn ich älter bin. Aber habe ich mit dieser Vermutung recht?

Letztlich habe ich die Lektüre durchaus genossen, aber ich muss die Leseempfehlung unter Vorbehalt aussprechen. Das Buch ist auf seine Weise kompliziert, was es zugleich zu einem Kunstwerk macht.

Leserückblick „Jenseits der südlichen Sterne“

Ich freue mich, heute wieder von einem gelesenen Buch erzählen zu können. Es handelt sich dabei um ein Weihnachtsgeschenk, das mich sehr überrascht hat. Der Klappentext weckte gleich Fernweh, da der Roman in Afrika und Australien spielt.

Olivia ist Fotografin, Mitte des letzten Jahrhunderts. Sie lernt den Ranger Edward kennen und verliebt sich in ihn. Auch Edward ist sehr von ihr angetan, aber er will nur wenige Wochen später nach Australien auswandern, um dort auf dem geerbten Grundstück einen Zoo für bedrohte afrikanische Tiere zu eröffnen. Sie heiraten kurzfristig und aus Edwards Traum wird auch Olivias Traum.

Für mich hörte sich die Beschreibung des Klappentexts nach einem Wohlfühlroman an. Ich rechnete mit Rückschlägen und Problemen bis zur Erfüllung des Ziels, den Zoo zu eröffnen, aber mit einer insgesamt eher ruhigen Stimmung. In diesem Punkt wurde ich nicht enttäuscht und es hat mir gutgetan.

Der Schreibstil war für mich ungewohnt. Von einem Absatz zum nächsten wechselte die Autorin von einem Kopf in den nächsten. Mir wurde das als schlechter Stil beigebracht. Für mich bedeutete es, dass ich sehr aufmerksam lesen musste, um die Wechsel nicht zu verpassen und dadurch durcheinander zu kommen. Das war etwas anstrengend, aber ich nahm es gerne in Kauf, da ich die Geschichte von Anfang an mochte.

Die Figuren haben das wohl zu verantworten. Olivia ist eine Frau, die sagt, was sie denkt. Damit tritt sie gerne in Fettnäpfchen und macht es sich damit auch schwer, Freunde zu finden. Edward ist eigentlich mit seiner Arbeit verheiratet. Ihm sind die Tiere und ihr Erhalt so wichtig, dass er Olivia darüber häufig zu kurz kommen lässt. Er stellt für den Zoo einen Vorsteher ein, der sich um den Erhalt des Grundstücks und der Gehege kümmern soll. Der ist Olivia in seiner Art sehr ähnlich, nur dass man einem Mann auch heute noch eher verzeiht, wenn er kein Blatt vor den Mund nimmt. Er und Olivia ergeben eine explosive Mischung, die mir mehrfach ein Lächeln bescherten. Auch Archie und Emmet, ein Schotte und ein Ire, die sich aufgrund ihrer Abstammung ständig streiten und zu übertrumpfen versuchen, fand ich köstlich. Sie sind sich so ähnlich, wollen aber nur die Unterschiede sehen, die sie als Team verdammt stark machen würden. Es gibt noch weitere tolle Figuren, aber ich will nicht den gesamten Cast vorstellen. Die hier sind die für mich wichtigsten und beeindruckendsten Figuren der Geschichte, die die Story auch gut vorantreiben.

Deshalb war ich von dem Roman auch sehr gefesselt. Ohne es zu übertreiben, passierte genug, um ihn spannend zu machen, ohne anstrengend zu werden. Eine Lektüre für einen Urlaub oder nebenbei, der ich auch gut folgen konnte, wenn ich über die Woche mal wieder nicht zum Lesen gekommen war und mir am Wochenende etwas Zeit dafür stahl.

In meinen Augen ist es kein perfekter Roman, aber einer, den man genießen kann. Ich habe gerne Zeit mit den Figuren in Afrika und vor allem in Australien verbracht und mich dabei entspannt.

Leserückblick „Drachenmär – Die Anthologie aus dem Drachenzirkel“

Das Buch kaufte ich auf der FaRK 2019. Lange ist es her! In dem Jahr war es furchtbar heiß. Dennoch war ich jeden Tag dort und lief zwischen den Verlagsständen und Lesungen hin und her. Obwohl die FaRK eine eher kleine Veranstaltung ist und sich auch nur sekundär an Verlage und Leser richtet, konnte ich sogar drei Widmungen beteiligter Autoren erhaschen. Es ist also ein einzigartiges Exemplar.

Es hat mir schon wehgetan, in den letzten zwei Jahren zu meinem Regal mit meinem Teil-SuB zu sehen und das Buch immer noch dort stehen zu sehen. Aber der Tag hat nur 24 Stunden und ich habe viele ungelesene Bücher in den letzten Jahren angesammelt. Jetzt war es so weit.

Die Anthologie enthält elf Kurzgeschichten über Drachen. Mir gefällt, dass es als Hardcover und mit besonders schön gestalteten Seiten ausgestattet ist. Das kleine Logo von wirmachendruck.de auf der Rückseite lässt darauf schließen, dass es sich um eine Produktion der Autoren selbst handelt. Ich weiß es nicht mehr, obwohl ich mich an ein längeres Gespräch darüber erinnere. Leider ist nicht viel daraus hängengeblieben. Wenn dem so ist, heißt das allerdings auch, dass man das Buch wohl eher nicht über den normalen Handel bekommen wird, sondern nur über die Autoren, sofern sie noch Restexemplare besitzen. Dafür spricht auch, dass es keine ISBN trägt. Das schmälert jedoch nicht den Wert des Buchs. Es steckt viel Liebe darin. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste.

Erstaunlich finde ich als Mitautorin der The D-Files: Die Drachen Akten, dass es so viele unterschiedliche Geschichten über Drachen gibt. Die Ideen der Kurzgeschichten sind wundervoll unterschiedlich und besitzen allesamt tolle Settings. Ich mag jede einzelne, es gibt keine Lieblingsgeschichte. Da ist es wohl wenig verwunderlich, dass ich die fast 300 Seiten innerhalb einer Woche las. Oft hing ich in Gedanken den Geschichten nach. Teilweise überlegte ich sogar verwirrt, woher ich die Erinnerungen daran hatte. Nicht aus dem Fernsehen. Es dauerte immer ein wenig, bis ich sie zuordnen konnte. Für mich ist das ein Zeichen, dass sich die Kurzgeschichten wirklich gut lesen und vorstellen lassen.

Insgesamt bin ich froh, mich endlich auf meinem SuB zu diesem Buch vorgearbeitet zu haben. Es ist nicht nur ein Schmuckstück, sondern birgt auch elf wundervolle Leseabenteuer.

 

Leserückblick „Bookboy – 24 Stunden im Leben eines Buchauslieferers“

Dieses Jahr kann ich mit einem wundervollen Leserückblick beginnen. Es geht um ein Buch, in dem es um Bücher geht. Ist es nicht naheliegend, dass ich es als Autorin lesen musste?

Bei dem Buch handelt es sich um eine Anthologie über den Bookboy. Er ist der Enkel des örtlichen Buchladenbesitzers und bringt die Bücher zu den Leuten. In einer Buchhandlung quasi aufgewachsen, hat Fabius schon viele Abenteuer gelesen und wünscht sich, selbst welche zu erleben. Während dieser Anthologie, die 24 Stunden seines Lebens abdeckt, durchlebt er mehr, als er für gesund erachtet.

Schon das Cover ist ein Traum. Es stellt nicht einfach nur ein Fahrrad vor einem Buchladen dar. Es zeigt das für eine neue Lieferung gepackte Fahrrad vor der Buchhandlung, der die Wünsche der Kunden über alles geht. Wer sich dann noch mit dem Sortiment des verantwortlichen Verlags auskennt, findet viele bekannte Cover darauf versteckt. Allein dafür ist das Cover einen längeren Blick wert.

24 Stunden – 24 Kurzgeschichten. Jede spannend, atemberaubend und voller Fantasie. Sie bauen nicht direkt aufeinander auf, doch durch die Chronologie und dem Hintergrund, dass es stets darum geht, Bücher rechtzeitig zu ihren Empfängern zu liefern, könnte man das Buch prinzipiell in einem Rutsch wie einen Roman lesen. Ganz so einfach ist es dann doch nicht, weil Fabius dermaßen Fantastisches erlebt, dass zumindest ich oft genug den Kopf schüttelte oder mit offenem Mund dasaß. Ich will nicht mit dem Bookboy tauschen, obwohl mir sein Beruf prinzipiell zusagen würde. Ich bewundere die Autoren für ihren Einfallsreichtum. Sie haben es geschafft, dass ich keine Lieblingsgeschichte habe. Ich mag jede Geschichte auf ihre Art, sodass ich effektiv nur von einem Lieblingsbuch sprechen kann. Aber ist das nicht auch zugleich das größte Lob, das man einer Anthologie aussprechen kann?

Wer Bücher liebt, kommt am Bookboy nur schwer vorbei. Ich bin jedenfalls begeistert und konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen.

Lesevorstellung „Talus – Die Magie des Würfels“

Für den zweiten Teil hatte ich mehr Zeit, weil ich über die Feiertage Urlaub mache, und ich habe ihn mit Freude verschlungen. Ich war einfach zu gespannt, wie die Geschichte um Erin und die Unterwelt weitergeht, nachdem der Würfel gefallen ist.

Das Buch beginnt nur etwa zwei Wochen nach dem Ende des ersten. Diese Nahtlosigkeit hat mir gefallen, da ich es beispielsweise bei den Harry Potter-Büchern immer schade gefunden hatte, dass man von den Sommerferien kaum etwas mitbekam. Dabei machten die Wochen zuhause bei seiner Familie einen wichtigen Teil von Harrys Persönlichkeit aus.

Effektiv oder zumindest für mich geht es im zweiten Teil darum, herauszufinden, ob der eigene Herzenwunsch wirklich in Erfüllung gehen muss. Viel zu oft machen wir uns keine Gedanken um die daraus resultierenden Konsequenzen. Wie würde zum Beispiel eine Welt aussehen, in der meine Mutter noch lebt? Natürlich wäre es schön, sie um mich zu haben, aber wäre sie über dieses Leben in Coronazeiten und ohne ihren Mann glücklich? Würde das leere Haus sie nicht erdrücken? Oder würde meine Schwester noch im Saarland wohnen, womöglich zuhause bei unserer Mutter? Was hätte das für unsere Entwicklung bedeutet? Wäre ich in psychologische Behandlung gegangen, die ich rückblickend dringend gebraucht habe? Oder würde ich mich immer noch auf meine Mutter verlassen, hätte nie meinen Mann kennengelernt und geheiratet? Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich „glücklich“ zuhause leben und der falschen Arbeit nachgehen würde, obwohl mein Unterbewusstsein gegen meine tauben Ohren schreien würde, dass mir etwas fehlt. Damit muss sich auch Erin auseinandersetzen und das auf eine Art, die mir den Atem verschlug. Ein schöner Plottwist, völlig unerwartet und doch passend – zugleich ein Denkanstoß an die unzufriedenen Menschen, die glauben, nur mit der Erfüllung ihres Herzenswunsches glücklich/wertvoll/etc. zu sein!

Ich liebe die Welt, die die Autorin zum Leben erweckt hat. Ich liebe es, dass die Geschichte einen zufriedenstellenden Abschluss hat und trotzdem in meinen Gedanken weitergehen kann. Ich bin traurig, dass diese Welt nicht wirklich existiert. Genauso wie Erin wäre ich unheimlich gerne eine Hexe. Welchem Zirkel ich wohl angehören würde? Ich mag Tarotkarten und mag die Farbe lila, die dem Tarotzirkel zugeordnet wird. Aber ich fände auch die Runenmagie reizvoll. Zugleich bin ich froh, nicht in der Unterwelt voller Intrigen leben zu müssen. Ich wäre nicht dazu fähig, dort zu überleben. Dazu bin ich zu ehrlich. Letztlich gönne ich der Autorin den Bestsellertitel für Talus 2. Sie hat ihn meiner Meinung nach verdient.