Leserückblick „Feuertochter“

Für diesen Roman habe ich sehr lange gebraucht. Dabei hatte ich mich total auf eine Geschichte in Irland von Iny Lorentz gefreut. Das Autorenpaar hat mich als junge Erwachsene in meinen Pausen auf der Berufsschule und der Arbeit begleitet. Rückblickend vermutlich auch meinen Schreibstil beeinflusst, als ich mit dem Schreiben wenige Jahre später anfing. Dazu später mehr.

Die Feuertochter spielt während des Glaubenskriegs zwischen Irland und England, als das katholische Irland von den evangelischen Engländern erobert wurde. Ciara ist die Schwester eines Clanführers. Der Clan ist klein, sodass ihr Bruder sich mächtig anstrengen muss, will er nach dem Krieg das Land seiner Vorfahren behalten und in der Achtung der größeren Clans aufsteigen. Ciara will an seiner Seite kämpfen und kann sich sogar durchsetzen. Dabei verliebt sie sich in einen deutschen Söldner des Papstes.

Stolze Frauen kann es in Geschichten nicht oft genug geben. Ciara ist nicht nur das, sondern auch klug, wehrfähig und leidenschaftlich. Ich mag auch ihre Cousine, die ihr in nichts nachsteht. Dagegen hätte ich ihrem Bruder sehr gerne die ein oder andere Ohrfeige gegeben, weil er manchmal so typisch überheblich reagiert, wie es nur Männer können, die glauben, sie seien den Frauen überlegen. Mehr als einmal reitet er dadurch seinen Clan in üble Situationen rein. Sein Stellvertreter im Clan ist noch schlimmer. Da müssen die Männer froh sein, dass es noch weitere männliche Figuren gibt, die deren Ehre wieder retten. Ich mag diese Gegensätze von besonnenen und dumm-egoistischen Figuren. Wegen ihnen fieberte ich mit, konnte aus tiefstem Herzen hassen und zugleich bewundern.

Obwohl die Handlung sich liest, als wäre sie tatsächlich so geschehen, hat sie nicht diesen langweiligen Unterton eines Geschichtsbuchs. Das schätze ich so an Iny Lorentz. Sicher ist manches nie so passiert wie beschrieben, aber das Autorenpaar bemüht sich doch stets, die Realität nicht zu sehr für ihre Geschichte zu beugen. Ich fand die Geschichte jedenfalls mitreißend und packend.

Nun komme ich zum großen Aber. Ich kann nur vermuten, dass die Bücher, die ich vor rund zwanzig Jahren gelesen habe, im selben Schreibstil geschrieben sind wie die Feuertochter. Wieso sollte das Autorenpaar etwas ändern, wenn es damit doch erfolgreich ist? Ich vermute, dass ich deswegen auch gleich zu Anfang die desillusionierende Aussage einer Autorin, die schon länger schrieb, erhielt, als sie meine erste Geschichte las. Weil ich die Fehler unbewusst nachmachte. Iny Lorentz springt teilweise nach einem Absatz vom Kopf einer Figur zum Kopf einer anderen. Manchmal dauert es auch mal drei Absätze. Das wurde mir damals als schlechter Stil erklärt. Heute weiß ich, warum das so ist. Nachdem ich rund fünfzehn Jahre lang darauf geachtet habe, die Perspektive nicht zu brechen, hatte ich beim Lesen dieses Romans enorme Schwierigkeiten, die Sprünge von einer zur nächsten Figur nachvollziehen zu können. Das ärgerte mich und ich war mehr als einmal kurz davor, das Buch nicht weiterzulesen.

Mein Fazit: Die Geschichte der Feuertochter ist toll, aber man muss mit dem eigenwilligen Schreibstil des Autorenpaars zurechtkommen können. So weh es mir tut, ich werde wohl kein Buch von Iny Lorentz mehr kaufen. Ich bin auch unsicher, ob ich die von mir so geliebten Bücher von vor zwanzig Jahren noch einmal lesen oder besser in guter, aus Unwissenheit verklärter Erinnerung behalten sollte. Bilde dir ein eigenes Urteil. Es ist nichts Schlechtes daran, wenn dir die Bücher trotzdem gefallen. Letztlich sollen sie unterhalten. Der Rest ist egal, solange man damit zurechtkommt.

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