Heute bespreche ich das Buch eines Autors, der im Januar 2022 gestorben ist. Er war ein produktiver Autor, der von 2014 bis 2021 laut Wikipedia zwanzig Romane bei mehreren Verlagen veröffentlicht hat. Allein schon für diese Masse an Geschichten hat er als Autor meinen tiefen Respekt verdient.
Ich habe seinen zuletzt erschienenen Fantasyroman „Die Leiden des jungen Verlegers“, erschienen im Verlag Torsten Low im März 2021, gelesen. Darin geht es um eine Spinne, die davon träumt, ein berühmter Autor zu werden, und von einem Drachen, der sie eines Besseren belehrt.
Während die Spinne einem eher introvertierten, oft blauäugigen Schlag angehört, hinterfragt der Drache die Dinge. Dass es bei dieser gegensätzlichen Charaktermischung zu Konflikten kommen muss, ist klar. Der Autor hat diese und die ersten weiterführenden Eskalation andeutenden Hinweise dazu wunderbar beschrieben. Die beiden Hauptfiguren an sich sind toll. Dennoch wären sie nur halb so interessant, wenn es nicht den Ganz Großen Gründer vom Volk der Großen Gründer, die Gierhälse, die Jammerlappen (…) gäbe. Erst mit diesen zusätzlichen Figuren kommen die Hauptfiguren so richtig in Fahrt.
Der Schreibstil entspricht einem Monolog von der Spinne als erzählende Figur an den Leser, der als Mensch lediglich eine Fantasyfigur ist, die natürlich nicht existiert. Da ich keine weiteren Bücher des Autors kenne, kann ich nicht beurteilen, ob das sein typischer Stil ist oder ob er bewusst diese Form als Stilmittel gewählt hat. Ich gehe von letzterem aus und muss ihn loben. Er hat den teilweise recht ausschweifenden Erzählstil der Spinne gut durchgehalten. Dabei ist es nie langweilig. Vielmehr verliert sich die Spinne vom Hundertsten ins Tausendste, sodass man als Leser Details erfährt, die sonst im Lektorat weichen würden, weil sie zur Handlung nichts beitragen. Ich finde es auch mal ganz schön, ein so überbordendes Werk zu lesen. Allerdings verstehe ich nun noch besser, weshalb Lektoren diese Passagen normalerweise stark straffen oder gänzlich streichen. Man verliert sich als Leser in den Ausführungen und muss von der Figur erst wieder zurück zum eigentlichen Thema geführt werden. Das ist für mich nicht immer einfach gewesen.
Es gibt einige Anspielungen auf tatsächlich existierende Personen, Personengruppen und Vereinigungen/Unternehmen. Diese aufzuspüren, hat mir besonders viel Freude bereitet. Dabei bin ich mir zu 100 % sicher, dass mir einige entgangen sind. Ich kenne mich in der Branche aus, aber ich kenne nicht jeden. Mir gefällt die originelle Idee. Es steckt eine gehörige Portion Fantasie in diesem Roman. Ich habe schon oft überlegt, wie ich ein Erlebnis in ein Fantasysetting packen könnte. Deshalb kann ich sagen, dass das nicht einfach ist. Ich übe mich immer noch darin. Egal, ob man sich in der Branche auskennt und nach den versteckten Ostereiern suchen will oder ob man sich einfach unterhalten will, dieser Roman bietet beides. Mir hat er gefallen.