Leserückblick „Die Braut des Blutgottes“

Als ich zur Leipziger Buchmesse fuhr, stand dieses Buch nicht auf der Büchereinkaufsliste. Der Klappentext hatte mich bei der Vorrecherche für diese Liste nicht überzeugt. Aber ich wollte die Autorin mal live lesen sehen, nachdem ich sie aus ein paar Streams und einer Discord-Gruppe kenne und ihre Art unheimlich ehrlich und toll finde. Die Lesung hatte mich überzeugt. Ich habe mir „Die Braut des Blutgottes“ von Michaela Harich gekauft und sie sogar bei ihrer eigenen Büchereinkaufstour samstags getroffen und um eine Signatur gebeten. Was für ein Glück! Zumal mein gerufenes „Mischu!“ wohl kaum laut genug war, um als Rufen durchzugehen. Aber sie hatte mich gehört.

In dem Buch geht es um Alira, die ihren Vater dazu überredet hat, auf seiner Händlerrunde mitfahren zu dürfen. Ausgerechnet auf die Insel des Blutgottes führt ihr Weg und obwohl ihr Vater sie bei einem befreundeten Händler versteckt, wird sie von den Soldaten gefunden, als nächste Königin und potentielle Braut des Blutgottes ernannt und mitgenommen. Sie muss zusehen, wie ihre Vorgängerin auf einem Scheiterhaufen stirbt, weil sie sich in dem Jahr als Regentin nicht als würdig erwies und somit nicht vom Gott aus den Flammen gerettet wurde. Das ist für Alira ein Schock, da sie die Sitten der Insel nicht kennt. Überzeugt davon, nach Ablauf des Jahres ebenfalls zu verbrennen, und darin bestrebt, die Zeit nicht wie ihre Vorgängerinnen mit ihrem eigenen Vergnügen zu vergeuden, versucht sie alles, um das Leben des Volks zu verbessern.

Dieses Buch ist besonders, denn es gibt drei Versionen – eine mit einem schlimmen Ende, eine mit einem besseren Ende und eine mit einem Happy End. Es ist Zufall, welches Ende man bekommt. Ich habe das mit dem bösen Ende bekommen, aber das ist nicht schlimm, denn hinten ist ein QR-Code enthalten, über den man alle drei Enden erhält. Also keine Angst, welches Ende du bekommst. Ich liebe das Happy End, aber auch das bessere Ende ist ok.

Ich finde Aliras Bestreben echt bewundernswert und vorbildlich. Da wird sie ins kalte Wasser geworfen mit der Aussicht auf ihren baldigen Tod und sie macht das Beste daraus. Genau so sollte man handeln. Das ist ja häufig die Frage. Was würdest du tun, wenn du nur noch ein Jahr zu leben hättest? Die meisten Menschen antworten damit, dass sie sich dann alles gönnen, egal wie teuer es ist. Mir fällt niemand ein, dessen Antwort anders gelautet hätte. Dass jemand gesagt hätte, er würde die Zeit nutzen, um noch so vielen Menschen wie möglich etwas Gutes zu tun. Nicht einmal ich wäre auf die Idee gekommen, sondern hätte wohl ungefähr so weitergemacht wie bisher mit etwas mehr Zeit für Vergnügen. Ich finde allein diese Botschaft super. Sie öffnet die Augen für das Wesentliche.

Ich habe das Buch echt gefressen, so sehr hatte ich Spaß daran, Aliras Weg zu verfolgen und von ihr zu lernen. Ernsthaft, das Buch verspricht weniger, als es dann in Wahrheit bringt, und das ganz ohne erhobenem Zeigefinger. Von mir eine uneingeschränkte Empfehlung.

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