Kategorie: Leserückblick

Leserückblick: „Feuerkuss und Flammenseele“ von Eileen Raven Scott

Ich hatte erneut Losglück auf LovelyBooks, sodass ich von meiner Kollegin Eileen Raven Scott ihr Buch Feuerkuss und Flammenseele lesen konnte. Darin sind zwei Geschichten enthalten – Feuerküsse und Flammenseele.

Feuerküsse ist eher eine Kurzgeschichte oder eine Novelle, in der es um die Liebe zwischen Aruni, einer Feuerdämonin, und dem Wasserelfen Ilvio geht. Die beiden haben es nicht leicht, da die Dämonen stur der Meinung sind, dass Dämonen sich nicht mit anderen Wesen mischen dürfen.

Ich mag die Figuren. Aruni und Ilvio sind so sehr ineinander verliebt, dass ich Wasserdampf in Herzform vor Augen hatte. Arunis Bruder Lierd spielt dagegen den Antagonisten, was ihm sehr leicht fällt. Er überzeugt in der Rolle wunderbar, was vermutlich an seiner dämonischen Natur liegt. Arunis Katze Ash sorgt für einen schönen Überraschungsmoment. Ich liebe Katzen sowieso, sodass Ash einen besonderen Platz in meinem Herzen gefunden hat.

Die Geschichte wird rasant erzählt. Da merkt man den Kurzgeschichtencharakter, obwohl sie immerhin gute hundert Seiten lang ist. Ich jagte beim Lesen regelrecht über die Wörter. Obwohl es eher eine Liebesgeschichte ist, ist sie unheimlich spannend. Das Ende hat mir besonders gut gefallen, weil der Zwist auf unerwartete Weise gelöst wurde. Eine herrliche Abwechslung zum sonstigen Köpfe einschlagen mit einer wunderschönen Botschaft.

Feuerküsse ist die Vorgeschichte zu Flammenseele. Prinzipiell kann man Flammenseele auch ohne Feuerküsse lesen, aber ich finde es praktisch, dass man in dem Buch beide Geschichten zusammen bekommt.

In Flammenseele steht die Liebe zwischen Ash und Lierd im Fokus, die aus unterschiedlichen Gründen nicht sein darf. Deshalb verlässt Ash ihr Zuhause und Lierd, nur um in die Fänge eines ziemlich miesen Gestaltwandlers zu geraten, vor dem sie einst geflüchtet ist. Muss ich erwähnen, dass dieser Gestaltwandler ihre damalige Flucht unlustig fand?

Diese Geschichte ist als Roman konzipiert. Entsprechend entwickeln sich die Charaktere und die Geschichte langsamer. Nach der rasanten Vorgeschichte konnte ich hier erst einmal zu Atem kommen. Lange blieb das nicht so. Dann verfolgte ich atemlos, was Ash und Lierd zustößt. Ihr Gegenspieler ist aber auch wirklich unbesiegbar.

Nachdem ich in letzter Zeit leider viel zu wenig lese und dann auch nur langsam, habe ich das letzte Drittel des Bands in einem Rutsch gelesen. Ich wollte endlich wissen, wie die Geschichte endet. Es hat mir sehr gut gefallen, dass es auch hier eine überraschende Auflösung des Konflikts gibt. Das passt zum ersten Band.

Ich bin froh, bei der Leserunde mitgemacht zu haben. Eileen Raven Scott hat da zwei wirklich schöne Geschichten geschrieben, die ich gerne weiterempfehle – auch an Menschen, die im ersten Moment wenig mit Gestaltwandlern und Dämonen anfangen können.

Leserückblick: Die Reise der Spira von Knossos: Eine junge Frau findet ihren Weg in der Welt der Minoer

Ich hatte das Glück, an der Leserunde zu diesem Buch teilnehmen zu dürfen. Das Cover mutete gleich griechisch an, was mich anzog. Der Klappentext bestätigte meine Vermutung. Dass die Hauptfigur Spira eine Priesterinnenausbildung absolvieren will, war das Tüpfelchen auf dem i, weswegen ich mich um ein Rezensionsexemplar bewarb.

Im Roman geht es um Spira, die Priesterin werden will. Das wird ihr verwehrt, weil ihr Vater von einer diplomatischen Mission nicht zurückkehrt. Das bedeutet, dass die Familie nicht genügend Geld für die Ausbildung hat und zur Familie der Mutter ziehen muss. Spira will diesen Schicksalsschlag nicht hinnehmen und ist bereit, für ihre Ausbildung zu arbeiten. Sie wird von einem Kapitän angeheuert und erlebt einige atemberaubende Abenteuer.

Dieses Buch macht es mir nicht leicht, es zu rezensieren und ihm dabei gerecht zu werden. Es erschien im Selbstverlag und obwohl der Autor augenscheinlich professionelle Hilfe für Lektorat und Korrektorat in Anspruch nahm, habe ich grobe Schnitzer entdeckt, die nicht hätten passieren dürfen. Selbst wenn ich der Lektorin zugutehalte, dass sie der Geschichte den altertümlichen Ton nicht nehmen wollte, hätten ein paar modernere Aspekte der schriftstellerischen Handwerkskunst sicher nicht geschadet.

So besitzen die Figuren ihre Ecken und Kanten, was ich super finde. Da hat der Autor sich viel Mühe gegeben. Allerdings kommen diese Aspekte kaum zum Tragen, weil die Geschichte rein handlungsgesteuert ist. Als Leserin blieben mir die Gefühle und Gedanken der Figuren überwiegend verborgen. Das ist schade, weil beides die Konflikte im Roman vertieft und für noch mehr Spannung gesorgt hätte.

Die Beschreibungen der Figuren und Orte fällt dürftig aus. Der Autor beschränkte sich auf wenige Merkmale, die direkt ins Auge springen. So humpelt der Kapitän oder es wird nur von einem Mädchen mit Zöpfen gesprochen, was auf mehrere Nebenfiguren zutrifft. Gerade in einer Szene am Anfang war es mir unmöglich, die miteinander sich unterhaltenden beiden Brüder auseinanderzuhalten. Ich hatte kein Gesicht zu ihnen und der Schreibstil half nicht, um zu erkennen, welcher Bruder welche Meinung vertrat. Dadurch wirken die Figuren teilweise eher oberflächlich.

An sich ist der Schreibstil flüssig zu lesen. Man merkt ihm jedoch an, dass es sich bei diesem Buch um ein Erstling handelt. Die Handlung wird abgehandelt, die Figuren bleiben auf der Strecke. Dadurch entsteht ein hohes Tempo innerhalb der Geschichte. Das sorgt für Spannung, aber ab und zu will man als Leser auch verweilen und sehen, was geschieht, oder einfach einmal Luft holen.

Irritierend war, dass das PDF auf meinem Kindle nicht ordentlich angezeigt wurde. Endete ein Kapitel mitten auf einer Seite, rechnete mein Kindle die Schrift hoch, damit der Text trotzdem eine ganze Seite füllte. Da ich Ähnliches bei PDFs, die ich selbst erstelle und an meinen Kindle sende, nie erlebt habe, muss da ein Fehler unterlaufen sein. Welchen, kann ich nicht nachvollziehen, da ich mich mit dieser Materie nicht auskenne. Ich fände es jedoch interessant, ob diese Problematik auch bei anderen Readern mit dem epub-Format des Buchs auftauchte.

Trotz der Mängel habe ich das Buch genossen. Die Idee, die dahintersteckt, gefällt mir und mir ist bewusst, dass ich als Autorin strenger bewerte als früher, als ich noch eine reine Leseratte war. Das liegt jedoch daran, dass ich davon überzeugt bin, dass das Buch mit einem anderen Lektor oder auch einfach mehr Zeit und dem Willen zum Lernen dieses Handwerks deutlich gewonnen hätte. Beim nächsten Buch wird alles anders. 😉 Ich danke jedenfalls dem Autor für die Chance, sein Werk kennenlernen und bewerten zu dürfen. Ich hatte Freude an dem Buch und empfehle es auch gerne unter Berücksichtigung mancher Makel weiter.

Leserückblick: Die Reisen des jungen Haselhorn

Da bin ich so lesebegeistert und komme doch nur langsam mit dem Lesen voran. Das Buch, das ich vor etwa zwei Monaten begonnen habe, habe ich erst zu ungefähr zwei Dritteln durch. Dagegen habe ich ein anderes Buch dazwischengeschoben, weil  ich das Glück hatte, bei der dazugehörenden Leserunde ein Exemplar zu gewinnen.

Das war aber auch wirklich ein Glück! Die Herbstlande-Novelle Die Reisen des jungen Haselhorn von Markus Heitkamp ist im Verlag Torsten Low erschienen und ist mit Glossar, Danksagung und Co. 118 Seiten lang. Darin geht es um das Haselhorn, das manche womöglich schon aus der Anthologie Geschichten aus den Herbstlanden kennen. Das Buch erzählt, wie das Haselhorn in die Herbstlande gekommen ist, was natürlich mit aberwitzigen Abenteuern verbunden ist.

Der Autor schreibt flüssig und mit viel Humor. Es bedarf eines umfassenden Wissens über existierende Personen, Filme und Bücher, da er viele Eastereggs in der Geschichte versteckt hat. Das wohl offensichtlichste war für mich ein U-Boot. Bei einem kleinen Roboter stand ich dermaßen auf der Leitung, obwohl bei jedem Lesen seines Namens alle Alarmglocken in meinem Kopf schrillten … Aber ich will das Raten und Suchen nicht verderben, indem ich zu viel verrate.

Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt. Zum einen erleben wir die Abenteuer des Haselhorns, zum anderen erleben wir, was im Todland geschieht, was wichtig ist, um manche Begebenheiten um das Haselhorn herum zu verstehen. Die beiden Geschichten werden aufgelockert duch die Aufzeichnungen eines Reisenden. Das sind kleine „Papierfetzen“, die sich wie Eintragungen in einem Tagebuch lesen und die Geschichte ergänzen.

Ich kannte das Haselhorn ja schon aus der Anthologie. Dort kommt es jedoch nur in einer Kurzgeschichte vor. Das genügt zwar, um die Figur an sich zu kennen, aber dank dieser Novelle weiß ich jetzt auch, wieso es so geworden ist. Daneben kommen viele kultige und urige Figuren vor. Der Kapitän Todsohn war mir einer der liebsten, weil er irgendwie gescheitert und doch erfolgreich und angsteinflößend wirkt. Der kleine Roboter war total witzig, weil er regelmäßig eine bestimmte Reaktion bei den anderen Figuren auslöste. Kaum zu glauben, wie viele weitere Figuren in dem dünnen Bändchen noch vorkommen und jede hat ihre Daseinsberechtigung, weil sie die Geschichte voranbringen oder die Welt erklären.

Die Handlung ist spannend und skurril zugleich. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass in jedem Absatz etwas passiert. Hätte ich mehr Zeit zum Lesen gehabt, wäre ich atemlos durch die Seiten gestürmt. Ich wollte das Buch jedenfalls nicht aus den Händen legen.

Schließlich bleibt mir nur, dem Autoren für dieses kurzweilige Buch zu danken. Es hat Spaß gemacht, es zu lesen, und es reiht sich trotz der humorlastigen Handlung wunderbar zwischen die Herbstlande-Bücher.

Leserückblick: In Samhains Schatten

Pünktlich im Oktober habe ich mit dem Buch angefangen, in dem es sich um Halloween und Samhain dreht. Da hat mein Lesetiming genau gepasst, wobei es fast schade ist, dass ich das Buch nicht erst Ende Oktober begonnen habe. Dann wäre die Stimmung noch besser unterstrichen worden. Aber jetzt bin ich für Halloween bereit. Ob wohl ein paar Kinder trotz Corona von Haus zu Haus ziehen werden?

Neunzehn Geschichten, mal gruselig, schaurig-schön oder wie ein Licht in der Dunkelheit, erzählen von der unheimlichsten Nacht des Jahres. Beim geschnitzten Kürbisgesicht, ab und zu überlief es mich! Und dann gab es den ein oder anderen Moment zum Grinsen und Schmunzeln oder sogar zum wohligen Aufseufzen. Es hat einen Grund, weshalb ich Anthologien stets mit Pralinenschachteln vergleiche. Es ist für jeden etwas dabei, aber ich würde dieses Buch definitiv niemandem mit schwachen Nerven empfehlen. Dafür sind manche Geschichten doch zu heftig. Nichts für Kinder, auch wenn das Cover eher niedlich anmutet.

Ich bin begeistert, wie abwechslungsreich die Geschichten sind. Von diversen Dämonen über Vampire bis zum simplen Geist ist alles dabei. Die Länge der einzelnen Geschichten ist ideal, um vorm Schlafengehen ein paar Minuten zu „entspannen“. 😈 Womöglich liest man dann auch lieber weiter, statt sich der Dunkelheit und seinen Träumen zu stellen, sofern man denn einschlafen kann. 🎃

Ich habe das Buch verschlungen und bin stolz, es mit meiner Kurzgeschichte Der Kürbisgeist in diese wunderbare Anthologie geschafft zu haben. Damit bin ich mit vielen tollen Autoren zwischen zwei genial gestalteten Buchdeckeln verewigt. Wenn du dich gerne gruselst oder Halloween bzw. Samhain näher kennenlernen willst oder sowieso auf dieses Fest stehst, solltest du zugreifen. Hier wirst du nicht enttäuscht. Da bin ich sicher.

Leserückblick: Jakob Wolff – Düsteres London

Ich hatte das Glück, die Novelle Jakob Wolff – Düsteres London (erschienen im Leseratten Verlag) von Regine D. Ritter bei der Leserunde auf Lovelybooks zu gewinnen. Ich hatte es bereits auf dem Schirm und hätte es mir sowieso irgendwann gekauft, weil mich die Idee hinter der Geschichte sehr interessierte. Bisher hatte ich zwar schon von Jack the Ripper gehört, aber ich wusste kaum etwas über ihn. Da die Autorin möglichst nahe an der Realität blieb, bin ich jetzt um einiges klüger, obwohl man bis heute über manche Details unsicher ist.

Inhalt:
Der Hexenmeister Jakob Wolff lebt mittlerweile in London und führt dort einen Teeladen. Lilo ist mit dem Inhaber des Franchiseunternehmens verheiratet. Alles wäre wunderbar, wenn nicht plötzlich bestialische Morde an Huren begangen würden.

Der Schreibstil der Autorin ist super. Er ließ sich flüssig lesen und ihre Beschreibungen waren dazu imstande, mich in das London dieser Zeit zu katapultieren. Ich sah die schmalen, dunklen Gassen von White Chapel geradezu vor mir. Da sie in der Leserunde zusätzliche Infos, die zum jeweiligen Kapitel interessant waren, und auch auf Facebook Bilder von ihren Recherchen zum Roman mit weiteren Infos streute, hatte ich eine Vorstellung davon, wie es damals wirklich ausgesehen hat. Da es sich hier um einen historischen Fantasykrimi (So würde ich die Geschichte jedenfalls einordnen.) handelt, musste sie auch spannend schreiben. Das ist ihr sehr gut gelungen. Ich hätte die Geschichte an einem Tag lesen können, wenn ich dazu die Zeit gehabt hätte.

Jakob Wolff und Lilo sind die bekannten Figuren aus der Serie. Da diese vorgegeben sind, ist es nicht immer so einfach, ihren Charakter zu treffen, aber ich fand, dass das gelungen ist. Den Zeitungsjungen mochte ich sofort. Er ist ein ganz lieber Junge, hilfsbereit und ehrlich. Es kommt auch eine ältere Hure vor, die ich direkt in mein Herz schloss. Obwohl sie wie eine gescheiterte Person rüberkommt, weiß sie, worauf es im Leben ankommt. Sie betont zwar mehrfach, dass sie nicht die klügste Frau ist, aber sie zieht Schlüsse, die Jakob mehrmals weiterhelfen. Zudem ist sie sich nicht zu schade, sich im übertragenen Sinn die Hände schmutzig zu machen. Über sie hätte ich sehr gerne mehr gelesen.

Ich kann nur sagen, dass mir diese Geschichte sehr gefallen hat. Sie war spannend, logisch und mitreißend. Ich empfehle sie mit gutem Gewissen weiter an jeden, der Krimis oder historische Geschichten mag.

Leserückblick: Die Töchter von Ilian

Seit Anfang Mai gab es keinen Leserückblick mehr. Das lag nicht daran, dass ich nicht gelesen hätte. Ich brauchte schlichtweg vier Monate, um dieses Buch zu lesen. Zu den Gründen komme ich noch.

Letztes Jahr auf der Buchmesse – und das fühlt sich noch länger an, als es tatsächlich her ist – konnte ich Jenny-Mai Nuyens Lesung aus ihrem Roman Die Töchter von Ilian (ISBN: 978-3-596-29997-3, FISCHER Tor Verlag) besuchen. Mir gefiel, was ich hörte, sodass ich mir das Buch zum Geburtstag – fast ein Jahr später – schenken ließ. Darin geht es um eine Weissagung, laut der die verlorengegangenen, magischen Artefakte – die vier Iliaden – eines Tages wieder bei den Waldelfen vereint werden sollen, sodass das Reich Ilian wieder aufersteht. Der Waldelf Fayanu ist dazu ausersehen und Walgreta, eine Zwergin, soll ihm dabei helfen.

Von der Autorin habe ich schon zwei Romane gelesen. Die Geschichten von ihr sind fantasievoll und vom Handwerk her tadellos. Ich sehe Bilder, ich erkenne das Show darin, es lässt sich flüssig lesen. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, teilweise nur zwei Seiten lang, und werden von Absätzen unterteilt, wenn sie doch mal länger werden. Ideal, um schnell fünf Minuten zwischen zwei Aufgaben zu lesen, und sicher auch förderlich, um weiterzulesen, „weil man die zwei Seiten auch ruhig noch lesen kann, ach, und die drei auch, ja, und die vier gehen auch noch …“

Ich mochte die Figuren, obwohl es so viele sind, dass ich anfangs ernsthafte Probleme hatte, sie auseinanderzuhalten. Dabei hatte ich mehr Probleme, die Männer auseinander zu halten als die Frauen. Ein Blick ins Figurenregister sagt mir aber, dass es eine gute Mischung ist – 16 Frauen und 19 Männer, wenn ich mich nicht verzählt habe. Liegt vielleicht daran, dass es mehr männliche Perspektivträger gibt als weibliche, wobei es trotzdem ungefähr 50:50 aufgeteilt ist.

Das Buch ist etwas Besonderes, weil die Zwergin Walgreta von ihrem Verhalten her bisexuell zu sein scheint, während Fayanu eine Frau ist, die sich als Mann kleidet und auch so benimmt. Von Fayanu wird im Roman auch konsequent als er gesprochen. Außerdem ist er lesbisch. (Nagelt mich da nicht so fest, weil ich wenig Erfahrung mit dem Regenbogen und den korrekten Bezeichnungen habe. Ich bemühe mich zwar, mich weiterzubilden, aber das braucht gleich zwei Mal Zeit – zum Lesen und zum Merken.) Mir hat es richtig gut gefallen, dass diese zwei Hauptfiguren anders sind als das, was für mich normal ist. Die Autorin hat es echt klasse hinbekommen, dass diese Andersartigkeit total natürlich rüberkam. Da war kein Scheinwerferlicht auf die Beiden gerichtet, keine Leuchtreklame mit blinkenden Pfeilen auf sie, dass sie anders sind. Nö, sie verliebten sich ineinander und ich durfte sie dabei begleiten. Absolut unaufgeregt. Vermutlich, weil die Autorin keine Worte wie bisexuell, lesbisch etc. nutzte. Kein Vergleich zur Steinblüte, in der der gesamte Regenbogen gequetscht zu sein schien und mir deshalb nicht so zusagte.

Beim Lesen wurde mir sehr schnell klar, welche Ziele die einzelnen Figuren haben, oder ich vermutete, dass die vorgegebenen Ziele nicht unbedingt der Wahrheit entsprachen. Da gab es doch einige kleinere und größere Intrigen. Das machte es spannend und viele Handlungen, über die ich sonst den Kopf geschüttelt hätte, nachvollziehbar.

Die vier Iliaden – der blickende Becher, die flüsternde Flöte, die Sternenscheibe und das Kupferkleid – sind mächtige Artefakte, mit denen man in die Verganenheit sehen, die Tiere beherrschen, die Zukunft erkennen und über Menschen, Zwerge und Elfen herrschen kann. Sie sind mit viel Liebe zum Detail beschrieben. Ich mochte die Vorstellung, dass ihre Zauberkraft wächst, wenn man sie in Liebe und Vertrauen an jemanden verschenkt, dass sie ihre Kräfte langsam verlieren, wenn man sie zu lange behält, und dass sie ihre Macht vollständig verlieren, sollte man sie gewaltsam an sich bringen. Letzteres lässt sich rückgängig machen, wenn sie wieder verschenkt werden, und je länger die Kette des Schenkens ist, umso mächtiger ist das Artefakt. Diese vier Gegenstände können das Fundament eines friedlichen Beisammenseins sein. Es erfordert nur Vertrauen und Liebe. Wäre toll, wenn es das in der Realität gäbe, aber wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht daran, dass wir dazu fähig wären, der Bestimmung der Iliaden zu folgen und sie zu verschenken.

Ich fand auch die Welt toll. Sowohl vorne als auch hinten findet man die Karte der Welt. Die ist schön gestaltet und ich habe sie als Inspiration für einen meiner Romane für später abgeknipst. Die Landschaft wird von den Legenden der Völker gestaltet. So stammen die Zwerge von den Riesen ab, die in einem Krieg starben. Aber die letzte Riesin gebar vorher noch das Zwergenvolk und die Zwerge haben ihren versteinerten Leib zu ihrer Heimat gemacht. Tunnel durchziehen das Gebirge, das aus dem Körper der Riesin entstanden sein soll. Es gibt den sogenannten Wirbelweg, der wie eine Wirbelsäule aussieht und sich quer durch das Land zieht. Die abgeschirmte Welt der Waldelfen ist ein wahrgewordener Traum. Versteinerte Bäume, deren Wurzelwerk bläulich leuchten und in denen die Elfen wohnen. Unterjochte Lindwürmer, die das Wasser Ilians vom Rest der Welt trennen. Auf denen man fliegen kann und aus deren abgestreifter Haut die Waldelfen ihre Kleidung herstellen. Fantastisch.

Ich fing Anfang Mai damit an, den Roman zu lesen. Ich hatte wenig Zeit und aus einem mir unerfindlichen Grund wurde ich mit der Geschichte auch nicht richtig warm, sodass ich gleich doppelt Probleme hatte, voranzukommen. Als ich als junge Erwachsene die anderen beiden Romane der Autorin las, dachte ich, ich sei vielleicht noch nicht reif genug für ihre Geschichten, aber mit mittlerweile 35 Jahren glaube ich nicht mehr daran. Es ist unheimlich schade, aber ihre Bücher locken mich nicht so sehr, wie es die anderer Autoren tun. Da liegen wir wohl einfach nicht auf einer Wellenlänge, obwohl ich ihre Ideen toll finde, wie man am Loblied weiter oben erkennen kann. Es fehlt der letzte Funke. Es tut mir in der Seele weh, aber ich werde zukünftig keine ihrer Bücher mehr kaufen. Aber dir möchte ich raten, für dich zu prüfen, ob der Roman nicht einen Versuch wert wäre. Gerade weil er so viele tolle Aspekte hat, würde ich mich unheimlich freuen, wenn er noch einige Leser findet, die ihn lieben.

Leserückblick: Area 3

Gestern las ich von Thomas Franke den Roman Area 3 aus dem Verlagshaus el Gato (ISBN: 978-3-94604939-5, Umfang: 524 Seiten) fertig. Ich habe es ja erst kürzlich gekauft und ich konnte es einfach nicht erwarten.

In dem Roman geht es um Tad und seine Freunde, die es lieben, Area 3 zu zocken. Mit dem Helm, der ihnen den Monitor erspart und das Spielerlebnis realer wirken lässt, ist das kein Wunder. Als Tad von seinem Vater den Prototyp eines Anzugs erhält, der dafür sorgt, dass man das Spiel auch fühlt, stößt er auf eine Warnung seines Vaters, die nur bruchstückhaft ankommt. Irgendetwas ist nicht das, was es zu sein scheint. Gemeinsam mit seinen Freunden geht er dem Geheimnis auf die Spur und muss feststellen, dass die Handlungen im Spiel sich auf das reale Leben auswirken.

Dieses Buch ist ein Thriller. Er ist aber so weit von den üblichen Thrillern entfernt, wie ich es mir nur vorstellen kann. Es geht nicht um Terroranschläge oder Mord, sondern um moralische Grundwerte. Meiner Meinung nach richtet sich das Buch an Teenager, ist aber auch sehr interessant für Erwachsene, die selbst gerne zocken oder deren Kinder zocken. Es regt aber auch an, sich selbst und seine eigenen Handlungen zu reflektieren. Ein Buch mit einer Botschaft, die immer aktuell sein wird.
Ich mochte die Figuren. Effektiv geht es um Tad, seine kleine Schwester und seine drei Freunde, ganz normale Teenager, die gut getroffen wurden. Ich hatte durchaus das Gefühl, dass ich mit 16 Jahren genauso war, auch wenn ich keine Zockerin war. Ich fand es toll, dass sie alle fünf eine Entwicklung erleben. Hinzu kommen einige Erwachsene, die quasi die Position des Gegenspielers einnehmen, auch wenn sie es auf ihre unterschiedliche Weise nur gut meinen. Aber auch die lernen aus ihren Fehlern.
Die Geschichte selbst ist einfach nur spannend. Ich hätte sie unter normalen umständen binnen weniger Tage verschlungen. Es fehlte nur die Zeit. Dafür erwischte ich mich oft bei dem Gedanken, wie es jetzt wohl weitergeht. Das Thema ist aktuell, könnte mit den nächsten Jahren sogar noch aktueller werden. Vermutlich sollten unsere Wissenschaftler, egal ob diese auf Technologie oder Biologie spezialisiert sind, dieses Buch lesen, um sich über die möglichen Folgen klar zu werden, die ihre Erkenntnisse in den falschen Händen nach sich ziehen können.
Eine Träne muss ich für dieses Buch vergießen. Es ist super geschrieben. Ich fand keine Handlung, die sich mit vorangegangener oder folgender Handlung gebissen hätte. Allerdings fiel mir einmal auf, dass die Namen vertauscht wurden, und dass das Buch gespickt ist mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Es tut mir unheimlich leid für dieses Buch und auch den Autoren, dem es, wenn ich an seine Danksagung zurückdenke, durchaus wichtig war, dass der Text korrekt geschrieben ist. Ich kann nicht beurteilen, ob der Autor diese ganzen katastrophalen Fehler eingebaut hat oder jemand anderes, der den Text korrigieren sollte und es entweder nicht besser wusste oder schlichtweg von der Menge oder der Aufgabe überfordert war.
Trotzdem empfehle ich das Buch wärmstens und bitte darum, die Fehler einfach zu übersehen. Bei diesem Buch geht es wirklich um den Inhalt, nicht um die Reihenfolge der Buchstaben und Satzzeichen. Da der Verlag laut der Verlegerin aufgelöst wurde, hoffe ich für den Autoren, dass er mit diesem Buch ein neues Zuhause in einem Verlag findet, der in ein ordentliches Korrektorat investiert. Ich würde mich darüber sehr freuen.

Leserückblick Geister der Vergangenheit

Gestern habe ich die Anthologie Geister der Vergangenheit aus dem Verlag Torsten Low (ISBN: 978-3-96629-006-7, Umfang: 316 Seiten) fertiggelesen. Darin geht es um die guten alten Spukgestalten und Spukorte Deutschlands, die fast vergessen sind. In 23 Kurzgeschichten zerren die Autoren diese zurück ins Rampenlicht.

Die Autoren verfügen über einen guten Schreibstil. Die Geschichten haben sich prima lesen lassen.
Ich bin kein Fan von Horrorfilmen, weil ich unheimlich schreckhaft bin. Wenn nur die Musik plötzlich bedrohlicher wird, erschrecke ich. Das passiert mir bei Büchern zum Glück nicht. Trotzdem waren die Geschichten spannend und ich empfehle, nicht die Waschmaschine im Keller laufen zu lassen, wenn man im Erdgeschoss gemütlich schmökern will. Bei der für mich gruseligsten Geschichte wechselte die plötzlich in den Schleudergang und ich bin total erschrocken. Ich sage nur: Hintergrundmusik. Ich glaube, mit Ausnahme der Loreley kannte ich keines der Gespenster oder der Spukorte. Das machte die Geschichten umso interessanter. Außerdem waren sie abwechslungsreich, auch wenn es eher selten ein Happy End gab. Aber das passte zu den Geschichten und dem Thema.

Ich habe die Geschichten verschlungen und ich bin froh, die Anthologie gekauft zu haben. Jetzt weiß ich, wieso sie für einen Preis nominiert ist. Ich hätte gerne noch mehr Geschichten gelesen. Ich bin mir sicher, dass die 23 Geschichten nicht alles abgedeckt haben. Für mich eine klare Empfehlung.

Leserückblick Irische Märchen Update 1.2: Taxi mit Elfe

Ich habe die Anthologie Irische Märchen Update 1.2: Taxi mit Elfe (ISBN: 978-3-95959-197-3, Umfang: 390 Seiten) aus dem Machandel Verlag gelesen. In dreiundzwanzig Kurzgeschichten werden die irischen Märchen auch im zweiten Teil modern und neu erzählt.

Ich mag auch den zweiten Teil der Anthologie. Die Geschichten sind abwechslungsreich und gut geschrieben. Hier kam auch die Action nicht zu kurz. Nur mit einer Geschichte wusste ich so überhaupt nichts anzufangen. Sie erhielt von mir den Status Kunstwerk. Sowas muss man nicht immer verstehen, erst recht nicht auf den ersten Blick. Irgendwann werde ich mir gerade diese Geschichte noch einmal zu Gemüte führen. Vielleicht verstehe ich auf den zweiten Blick, was man mir mit ihr sagen will.
In den Geschichten kommen noch mehr unterschiedliche irische Fabelwesen vor als im ersten Band. Das gestaltet das Lesevergnügen noch bunter. Vor allem, weil die irische Sagenwelt so viele unterschiedliche Wesen kennt, bin ich froh über den zweiten Band, der noch einmal Platz zum Staunen bietet.
Passend dazu findet man vor und nach jeder Geschichte wieder tolle Bilder, für die ich mir wie immer viel zu wenig Zeit genommen habe, obwohl ich sie schon bewusst betrachtete. Eigentlich müsste ich beide Bücher noch einmal wie ein Bilderbuch durchgehen und die Grafiken studieren. Allein wegen ihnen sind diese Anthologien schon Schmuckstücke.
Langweilig wurde es mir nie und ich bin total stolz, mit meiner Geschichte Türme im Cork Lough dabei zu sein. Ich bin also nicht ganz uneigennützig und unvoreingenommen, wenn ich sage, dass du beide Bücher lesen solltest, weil sie toll sind.

Leserückblick Irische Märchen Update 1.1: Wer Elfen vertraut, ist selbst schuld

Heute kommt der erste neue Leserückblick. Ich habe die Anthologie Irische Märchen Update 1.1: Wer Elfen vertraut, ist selbst schuld (ISBN: 978-3-95959-196-6, Umfang: 396 Seiten) aus dem Machandel Verlag fertiggelesen. In 21 Kurzgeschichten mit eher klassischem Märchenstil toben sich die Autoren in den Sagen und Märchen Irlands und Schottlands aus.

Ich hatte an der Ausschreibung zu dieser Anthologie teilgenommen und daher einige Märchen zum Thema gelesen, bis ich das richtige für mich gefunden hatte. Alle hatten eines gemeinsam. Sie waren irgendwie langatmig und langweilig. Es passierte wenig und das wurde noch zerredet, bis das letzte bisschen Spannung verloren gegangen war. Da fiel mir die Wahl schwer.
Hier ist es ähnlich und doch soooo anders! Keine Langeweile, viel zum Staunen, Spannung – ich kann mich einfach nicht entscheiden, welche Geschichte mein Liebling ist. Sie sind alle toll. Dabei dachte ich bisher immer, das wäre unmöglich bei einer Anthologie. Aber sie haben mich alle angesprochen. Auch wenn es klar war, jetzt kann ich so richtig verstehen, wieso die Verlegerin einen zweiten, ungeplanten Teil ins Verlagsprogramm eingeschoben hat. Die verschiedenen Schreibstile haben sich super lesen lassen. Ich hatte gar keine Zeit, die Geschichten zu genießen, weil ich sie verschlungen habe. Ich werde das Buch irgendwann wieder lesen müssen, um die Geschichten richtig zu würdigen.
Diese Anhologie wartet noch mit einer weiteren Besonderheit auf, ein kleiner Bonus. Vor und nach jeder Geschichte sind traumhafte Grafiken. Da habe ich mir immer ein paar Momente Zeit genommen, diese Bilder zu bewundern.
Feen, Elfen, Leprechaun und sein böser Cousin Cluricaun, Kelpies und Banshees – das und noch viel mehr findet zwischen dem wundervollen Cover und dem Klappentext Platz. Sie entführten mich in eine Welt voller Wunder, Undurchsichtigkeiten und in die phantastische Anderswelt. Ich hatte enormen Spaß beim Lesen. Auch Anthologieneulinge werden sicher ihre Freude an diesem Buch haben. Es ist die perfekte Einstiegsdroge in die Welt der Kurzgeschichten und, bei ausreichender Beleuchtung, absolut ungefährlich für den Körper. Es müssen nicht immer Romane sein. 😉