Verena Jung

Schreibupdate – 09.09.2020

Die letzten Änderungsvorschläge für meinen Roman, der im Oktober erscheinen soll, sind getan. Es folgt noch einmal eine Korrekturrunde durch ein frisches Paar Augen und ich hibbel schon dem Cover entgegen. Der Vorschlag meiner Herausgeberin klingt klasse und ich würde unheimlich gerne das Ergebnis sehen. Wird noch ein Weilchen dauern, bis es mit meinem Hexenmeister weitergeht. Zeit, um mich wieder an meinen anderen Roman zu setzen, den ich möglichst bald den Verlagen anbieten will.

Innerhalb von drei Tagen habe ich fünf Stunden überarbeitet. Nicht viel, aber es kostete mich auch große Überwindung, mich an diese Arbeit zu wagen. Ich mag das Überarbeiten wirklich nicht. Noch weniger, da ich weiß, dass mein Drachenroman viele Ecken und Kanten hat – hauptsächlich, weil ich ziemlich harte Übergänge einbaute, weil ich meine Leser nicht mit Alltäglichem langweilen wollte, und weil ich mir generell schwertue, ins Detail zu gehen, sodass man nicht nur erlebt, was passiert, sondern auch versteht, wieso es passiert. Daran lässt sich arbeiten und eine meiner Testleser hat mir dazu auch ein paar sehr tolle Tipps gegeben, woran ich diese Stellen erkennen und wie ich sie verbessern kann.

Gestern Morgen war ich durch die Arbeit der letzten Tage bereits mitten in Kapitel zwei, aber es gefiel mir nicht. Obwohl ich ständig nach Stellen suchte, denen ich mehr Tiefe verleihen könnte, ergänzte ich höchstens hier oder da mal einen Satz. Das konnte doch nicht die Lösung für meinen spartanischen Stil sein! Es fühlte sich einfach falsch an. Es war keine richtige Überarbeitung. Ich fing von vorne an. Ich erkannte, dass ich es toll fände, wenn man mehr von dem Segen sehen würde, den der Druide herbeibeschwört, als wenn ich wie bisher damit einsteige, dass mein Protagonist den Druiden verabschiedet und ihm für seine Fürsprache bei der Göttin dankt. Daraus resultierten ein paar neue, kleinere Absätze und auch mehr direkte Kommunikation zwischen meinen Figuren, wo ich zuvor nur indirekte Rede nutzte. Allein durch diese kleine, und weil sie direkt vor den bereits geschriebenen Text kam auch einfache Änderung kann der Leser jetzt gleich mehr über das Volk und seine Götter lernen, wobei ich versucht habe, nicht mit Infos um mich zu werfen. Ich will niemanden damit erschlagen.

Ich erkannte, dass ich zum Zeitpunkt, als ich mich nach all der Planungszeit endlich an diesen Roman setzte und ihn schrieb, noch nicht richtig in der Geschichte drin war und dass ich sie erst kennenlernen musste. Und nach all der Zeit wusste ich zwar beim letzten Überarbeiten noch ungefähr, was passiert, aber ich war schon wieder nicht richtig drin und deshalb wohl auch nicht wirklich fähig, die Mängel zu erkennen. Das war ich auch nicht, als ich bei diesem Durchgang die ersten anderthalb Kapitel anhand der Kommentare meiner Testleser zu überarbeiten versuchte. Aber ich war es, als ich noch einmal von vorne begann. Irgendwas hat sich geändert, sodass ich jetzt viel mehr Handlung, Gedanken und Gefühle einfügen kann. Ich befinde mich jetzt wieder am Ende der fünften Seite des Romans, irgendwo ziemlich in der Mitte des ersten Kapitels. Allerdings glaube ich, dass ich bis zu diesem Punkt mindestens eine Seite Text eingefügt habe. Vielleicht werde ich später einiges wieder straffen müssen, aber jetzt weiß ich wenigstens besser, worum es geht. Da bin ich diesem einen Testleser sehr dankbar für seine beiden Tipps.

Nun habe ich Bammel, ob ich es bis zum Ende der Überarbeitung durchziehen kann, den Text dermaßen auszuschmücken. Ich hoffe jetzt schon, dass sich mein Stil in den nächsten Kapiteln bessert, weil ich dann in der Geschichte angekommen war, als ich sie schrieb. Vermutlich kommt es anders. Ich schätze, das wird eine harte Lektion, aber eine, die ich lernen muss, damit ich es in meinen kommenden Romanen hoffentlich besser machen kann.

Zitat der Woche (KW 37/2020)

Ich wünschte, ich hätte diesen Spruch schon früher gekannt und dann hoffentlich auch verstanden, was er aussagt – oder für mich zumindest heute bedeutet:

Ich träume gerne und daher auch viel – von Dingen, die ich irgendwann tun will. Früher blieb es beim Träumen. Ich schwebte gerne über dem Berg in der Ferne, statt zu versuchen, ihn zu erreichen. Ich hob also meinen Fuß nicht, um über das eine Steinchen zu treten, das auf dem Weg zur Erfüllung meiner Träume  lag. Es hat lange gedauert, bis ich wirklich verstand, dass sich meine Träume ohne mein Zutun nicht erfüllen. Diese Lehre war kein Bestandteil meiner Erziehung. Stattdessen wurde damals darauf hingewiesen, dass es Menschen gibt, denen alles in den Schoß fällt, und ich nicht zu diesem Menschenschlag gehöre. Sehr aufmunternd, von den Eltern effektiv gesagt zu bekommen, dass ich lieber tiefstapeln soll, weil ich meine Träume nie werde erfüllen können. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass es nur so wirkt, als würde diesen Leuten alles ohne ihr Zutun gelingen. Ich weiß endlich, dass ich zur Erfüllung meiner Träume etwas tun muss und ich dann sogar sehr erfolgreich dabei sein kann. Ich habe einen langen Atem entwickelt, der mir auch bei Rückschlägen nicht ausgeht.

Aufgrund meiner Erlebnisse reagiere ich allerdings allergisch auf jede Situation, in der man mir oder jemand anderem sagt, dass er seine Träume nie erreichen wird, ohne dass derjenige es überhaupt richtig probieren konnte. Wenn derjenige bereits seit Jahren daran arbeitet und nicht vorankommt oder keine Fortschritte macht, ist das eine Sache. Aber schon gleich bei der Erwähnung eines neuen Traums den Träumenden zu überzeugen, dass er das Zeug dazu nicht hat … Nein, man sollte es versuchen dürfen, dabei die Ernsthaftigkeit aber nicht vergessen. Es darf kein „Spiel“ sein, das man zur Seite legt, wenn man lieber eine Serie schauen oder wirklich spielen will. Es gehört die Selbstreflexion dazu, wie sehr man diesen Traum erreichen will. Wenn man dafür brennt, sollte man solange daran arbeiten, bis man sich ihn erfüllt hat – wobei Pausen nötig und sinnvoll sind, in denen man auch Serien schauen oder spielen darf, um beim Beispiel zu bleiben. Ansonsten kann der Traum ein schönes Hobby sein, aber man sollte sich eingestehen, dass es zumindest aktuell nicht mehr ist.

Die Drachen fliegen bald

Ende September ist es soweit. Die Drachen aus The D-Files: Die Drachen Akten werden fliegen und ihre wundersamen Geschichten erzählen. Sei dabei und lass dich verzaubern!

Meine Kurzgeschichte entführt dich nach China, wo der Dämon Nian in der Nacht des Neujahrsfests in die Städte einfällt, um Vorräte und Kinder zu stehlen. Nur wo das Neujahrsfest nach den alten Bräuchen gefeiert wird, ist man sicher. Du kannst dir vorstellen, wie wichtig dieses Fest den Chinesen ist. Sie veranstalten einen Heidenlärm mit ihren Böllern, um Nian fernzuhalten. Ihre Kinder müssen Masken tragen, damit er sie nicht erkennt und verschleppt, um sie zu fressen. In langen Umzügen tragen sie einen Drachen aus Papier auf Stangen durch die Straßen und lassen ihn tanzen. Dass mein Drache etwas Besonderes ist und für Überraschungen sorgen wird, muss ich wohl nicht erwähnen. 😉

Na? Neugierig geworden? Dann bestell dir die Anthologie doch beim Verlag schon vor, damit du sie bekommst, sobald sie verfügbar ist, und gleich losschmökern kannst. Das Päckchen enthält dann auch eine große Auswahl an Postkarten und Lesezeichen als Goodie. Das ist doch ein Anreiz!

Pläne – oder wozu sie nütze sind

Ach ja, ich plane und organisiere unheimlich gerne. Ob gut oder schlecht, steht auf einem anderen Blatt. 😅 Aber ich bemühe mich, um mein Leben und auch das Schreiben wenigstens nicht ungebremst im Chaos versinken zu lassen. Aber dann gibt es diese höhere Macht – Schicksal? Karma? Ein göttliches Wesen? -, die wie ein kleines Kind die schön aufgereihten Dominosteine auseinanderwischt, ehe ich mit dem Aufstellen fertig bin und die Kettenreaktion starten kann.

So ging es mir gestern. Vorgestern fing ich damit an, einen Roman, den ich Testlesern geschickt hatte, erneut zu überarbeiten. Ich hatte mich schon länger darum gedrückt und es kam mir gerade recht, dass beide Testleser im Verzug waren, auch wenn das meinen Plan komplett durcheinander brachte. Ja, da sind viele Kinder in meinem Leben, die für Chaos sorgen. Dabei bin ich nicht einmal Mutter! Aber ich hatte mich endlich überwunden, nachdem ich zumindest die bereits gelesenen und kommentierten Teile meiner Testleser bekommen hatte. Gestern sollte es weitergehen. Pustekuchen. 🍰 Stattdessen ging es an die Überarbeitung meines Romans, der im Oktober erscheinen wird. Meine Herausgeberin und Lektorin war fertig und wir hatten uns noch auf eine generelle Änderung im Roman geeinigt, sodass ich den Roman einmal komplett durcharbeiten muss, statt nur ihre Kommentare zu prüfen und umzusetzen. Zum Glück ist es nur eine kleine Änderung. Ich muss den Roman nicht umschreiben. Aber es kostet natürlich mehr Zeit, wenn ich den Roman ganz lese und an den einzelnen Stellen ändere, als nur das Wenige, das im Lektorat noch aufgefallen ist. So spielt das Leben. 🤷‍♀️

Aber ich beschwere mich nicht. Ich weiß, dass mir nicht mehr viel Aufwand bevorsteht, bis ich das Buch am Ende in den Händen halten kann. Das ist mir die Arbeit definitiv wert und ich bin dankbar für den Hinweis meiner Herausgeberin und Lektorin. Es handelt sich dabei zwar nicht um einen Fehler und ich hätte ihn auch einfach mit einer Übersetzung begründen können, aber das war mir zu einfach. 😄 Diese Woche ist also schnell zur Hexenmeister-Überarbeitungswoche ernannt worden. Bis nächste Woche bin ich hoffentlich fertig. Ich bin optimistisch. Und dann geht es mit meinem anderen Roman weiter. Ist also nur eine kleine Verzögerung.

Wundersame Haustiere und wie man sie überlebt

Für diese Ausschreibung hatte ich mir etwas Lustiges überlegt. Heute kam die Rückmeldung. Ich bin ja immer noch überrascht, dass es 160 Einsendungen gab. Als ich die Zahl vor ein paar Wochen las, rechnete ich mir gleich geringere Chancen ein. Dafür war meine neue Meerschweinchenart einfach zu normal. Oder? Nein, ja, mit Sicherheit zu normal oder vielleicht auch handwerklich nicht gut genug. Jedenfalls erhielt ich eine Absage. Schade, weil ich Tiere so sehr liebe und das Thema einfach toll ist, aber kein Weltuntergang. Beim nächsten Mal klappt es sicher wieder. Aktuell stehen noch sechs Antworten aus und zu zwei Ausschreibungen habe ich noch gar nichts eingesandt. Da geht noch was! 😉

BuCon-line

Der BuCon wird dieses Jahr wegen Corona online stattfinden (nachzulesen auf der Startseite des BuCon). Ich hatte damit gerechnet und trotzdem fühlt es sich, obwohl ich es schon seit einiger Zeit weiß, immer noch wie ein Schlag an. Ich zweifle die Entscheidung der Organisatoren nicht an. Sie ist richtig. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Aber ich vermisse die Zusammenkunft mit Autorenkollegen und Verlegern, die Familie, die wir bilden.

Außerdem hatte ich dieses Jahr geplant, mit einem Stand und einer eigenen Lesung vor Ort zu sein, sofern das Glück mir hold ist. Ich hatte es mir so schön vorgestellt, mit den Lesebegeisterten ins Gespräch zu kommen und mich auszutauschen, um auch über Leserwünsche mehr zu erfahren. Kaum zu glauben, aber als Autorin bin ich ein sehr geselliger Mensch, wo ich zuhause gerne Zeit alleine mit mir und meinen Gedanken verbringe.  Natürlich gibt es Möglichkeiten, das alles online zu machen, aber das ist nicht dasselbe und ich traue es mir nicht zu. Daher nehme ich dieses Angebot nicht wahr, überlasse technikaffineren Leuten die Slots. Ich denke, dass es so das Beste für alle ist. Keiner hat etwas von einer Lesung einer Autorin, die mit der Technik kämpft.

Es ist ein wehmütiges Gefühl, das in mir aufkommt, wenn ich darüber nachdenke, dass ich dieses Jahr keine Messe besuchen und meine große Familie nicht treffen kann. Unvorstellbar, dass ein Virus uns dazu zwingt. Hätte man mir das vor zwei Jahren prophezeit, hätte ich denjenigen ungläubin angeschaut. Aber durch Corona bin ich jetzt auch schlauer, weiß, dass ähnliche Ereignisse nicht in der fernen Vergangenheit zurückliegen, als es noch kein Penicillin und Antibiotika sowie eine Standardhygiene gab. Eigentlich schade, dass mir diese Umstände nicht schon vorher bekannt waren. Ich hätte in Hinblick darauf die Momente, in denen ich mich frei unter Menschen bewegen, sie umarmen und ohne Mundschutz mit ihnen reden konnte, noch bewusster gelebt. Aber es ist nicht alles verloren. Corona wird wie die anderen Krankheiten irgendwann kein Thema mehr für uns sein. Dann werde ich nachholen, was ich mir aktuell verkneifen muss. Bis dahin achte ich auf mich und meine Mitmenschen, trage Verantwortung und meinen Mund- und Nasenschutz korrekt, damit ich mich nicht anstecke und womöglich vor meiner Zeit sterbe oder zumindest unter üblen Nachwirkungen der Krankheit bis an mein Lebensende leide. Ich will gesund bleiben, um vielleicht schon nächstes Jahr meine Gesundheit und Freiheit wieder in vollen Zügen genießen zu dürfen – auch auf dem BuCon. Achtet ebenfalls aufeinander, damit wir uns wohlbehalten wiedersehen können!

Zitat der Woche (KW 35/2020)

Auf welche Ideen Schriftsteller kommen können! Aber er hat recht. Es gibt keine komplett schlechten oder komplett guten Menschen. Jeder Mensch hat seine guten und schlechten Seiten. Jeder für sich definiert, welche Eigenschaft seines Gegenübers zu welcher Seite gehört. Die anderen umzuerziehen, macht keinen Sinn. Das würde dazu führen, dass jeder das versucht. Es würde in einem riesigen Chaos und Streit enden. Also bleibt uns nur, jeden so zu akzeptieren, wie er ist. Das wird leichter, wenn wir die „schlechten“ Seiten übersehen, also wie in einem Buch einfach zu einer schöneren Stelle umblättern.

Sicher sollte man nicht jeden Aspekt seines Gegenübers stillschweigend akzeptieren. Es gibt durchaus welche, die gefährlich sind. Aber viele können bleiben, ohne dass es jemanden verletzt. Das macht das Leben entspannter und erleichtert das Zusammenleben.

Grenzen werden überwunden

Letzte Woche schrieb ich, wie unsicher ich bei meiner Kurzgeschichte für die Ausschreibung Grenzen – Ende oder Anfang? bin. Ich habe sie mir noch einmal durchgelesen, um Sicherheit zu erlangen. Das hat nicht funktioniert. Ich zweifle immer noch, ob die Geschichte gut genug ist. Aber ich weiß auch nicht, wo ich sie noch verbessern kann, ohne sie zu verschlimmbessern. Ich habe mich daher heute für die Methode Augen zu und durch entschieden. Meine Kurzgeschichte ist eingereicht, sodass ich mich darum nicht mehr sorgen muss. Ich warte noch auf die Erleichterung, aber bisher lässt sie auf sich warten. Vermutlich muss ich mich mit einer anderen Geschichte ablenken, um die Unsicherheit zu überdecken. Auf jeden Fall freue ich mich über jeden gedrückten Daumen. Ich kann es gebrauchen.

Schreibupdate – 21.08.2020

Seit dem letzten Schreibupdate habe ich knapp neun Stunden überarbeitet. Das ist nicht viel, zumal ich auch nicht geschrieben habe. Ich kann mich nur mit der Hitze und meiner generellen Abneigung gegen das Überarbeiten herausreden. Es zieht sich wie ein alter Kaugummi.

Meine Geschichte für die Ausschreibung Grenzen – Ende oder Anfang? ist eigentlich fertig. Ich schreibe eigentlich, weil eine diffuse Unsicherheit mich plagt. Ich habe sie ausführlich überarbeitet. Du erinnerst dich sicher, dass ich für diese Geschichte mehr Überarbeitungsdurchläufe gemacht habe, als ich es sonst tue, weil es bei diesem Wettbewerb nur einen Sieger geben kann und ich das so unheimlich gerne wäre. Mein Mann las sie letztes Wochenende und hatte auch nur an zwei Absätzen zu mäkeln, dass ich ihm da nur Tatsachen um die Ohren haue und ihm verschlossen bleibt, was meine Figuren dabei fühlen. Mein übliches Problem also, das ich im Rest der Kurzgeschichte gut gelöst hatte. Ich setzte mich also noch einmal speziell an diese beiden Absätze und bin der Meinung, dass ich es nicht mehr besser hinkriege. Trotzdem empfinde ich diese Unsicherheit. Will ich die Geschichte nicht loslassen? Könnte ich es vielleicht doch noch besser? Ist das jetzt der Druck, weil ich das Preisgeld für ein neues, noch geheimes Projekt gut gebrauchen könnte? Ich bin zwiegespalten. Auf der einen Seite will ich die Geschichte abschicken, auf der anderen – ungern – noch einmal überarbeiten. Ob sich das Gefühl legt, wenn ich mir die Kurzgeschichte noch einmal durchlese? Ich habe nicht mehr viel Zeit. Abgabefrist ist der 31. August. Hier stehe ich vor einem Problem, das ich eher selten habe, aber normalerweise steht für mich auch nicht so viel auf dem Spiel.

Auch an meiner Geschichte für die Ausschreibung Fantastische Welten 2020 habe ich mit der ernsthaften Überarbeitung begonnen, nachdem ich die bereits vorhandene Geschichte in eine neue Umgebung umgetopft habe. Sie war anschließend zu lang. Noch ein Problem, das mir eher selten unterkommt. Also fing ich an, zu kürzen. Aktuell habe ich 207 Worte Luft bis zum Maximum. Ob das reicht, um die Kurzgeschichte auszuschmücken, sodass potenzielle Leser nicht mehr das Gefühl haben, eine Fantasydissertation zu lesen? Ich bin skeptisch. Ich habe bereits mit dem Ausschmücken begonnen und das erste Drittel der Geschichte durch, wobei das nicht heißen soll, dass die jetzt perfekt ist. Daran zweifle ich doch stark. Es bleiben also noch ungefähr dreieinhalb Seiten. Wie können da 207 Wort ausreichen? Ich bin leicht verzweifelt, aber hier habe ich wenigstens bis zum 30. November Zeit, um das Problem zu lösen. Ich werde auch ganz sicher eine Lösung finden. Ich stehe aktuell nur mächtig auf dem Schlauch. 🤪

Vorgestern begann ich eine Aufgabe, mit der ich mich noch nie befassen musste. Eine Danksagung zu schreiben. Himmel, das ist immer noch so unrealistisch für mich! Mir treten oft die Tränen in die Augen, wenn ich die Danksagungen in den Büchern anderer Autoren lese, weil mich ihre Dankbarkeit ergreift. Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann selbst eine schreibe und dabei so richtig heule. Aber es ist nur logisch. Ich habe über Gefühle gesprochen, über die ich sonst vermeide, auch nur nachzudenken. Natürlich musste mich das emotional überfordern. Am liebsten hätte ich den Text direkt an den Verlag geschickt. Weg, Augen davor und der damit verbundenen Überforderung verschließen, alles vergessen. Aber ich bin nun einmal gewöhnt, dass ich wichtige Texte noch etwas liegenlasse, damit ich Dinge, die mir erst später einfallen, noch einfügen kann. Manchmal fällt mir im Nachhinein auch eine bessere Formulierung ein, die verständlicher und einfacher ausdrückt, was ich sagen will. Dann bin ich froh, wenn ich das noch anpassen kann. Heute bin ich mit meinen Gefühlen wieder im Einklang. Es war im ersten Moment zwar verwirrend für mich, aber es ist eine Erfahrung, die ich nicht hergeben will. Und natürlich ist mir heute Morgen eine Ergänzung eingefallen, die ich gleich einfügen werde. Ich behalte diese Danksagung ungern noch ein paar Tage für mich, aber es ist besser so.

Nun hatte ich während des Schreibens dieses Artikels eine ganz verrückte Idee. Mir hat es effektiv gutgetan, die Danksagung zu schreiben. Ich spreche eben viel zu selten wirklich über meine Gefühle, deute sie oft höchstens an und lasse meine Mitmenschen interpretieren. Ich frage mich, ob es noch mehr Menschen so geht. Würdest du an einem Experiment teilnehmen wollen? Du musst mir das Ergebnis nicht mitteilen. Es ist ein Test für dich selbst. Schreibe deine eigene Danksagung. Man muss keinen Roman veröffentlichen, um eine Danksagung schreiben zu dürfen. Überlege, wem du dankbar bist. Wer hat dich geprägt? Da können auch Handlungen von Personen, die dir zunächst geschadet haben, eine letztlich positive Rolle spielen. Sollte man diesen Personen nicht auch dankbar sein? Wichtig ist, dass du nicht nur eine Liste mit Namen erstellst, sondern dazuschreibst, warum du ihnen dankbar bist. Schreibe eine kleine Anekdote dazu, damit es jeder verstehen kann, auch wenn du deine Danksagung vielleicht anschließend direkt verbrennst oder wieder von der Festplatte löschst. Spreche die Personen in deiner Danksagung direkt an, so als stünden sie vor dir und du würdest mit ihnen reden. Das macht es plastischer. Vielleicht willst du anschließend jemandem etwas mitteilen? Ich denke, wir zeigen zu selten unsere Dankbarkeit oder speisen unsere Menschen mit einem automatisch dahergeredeten Danke ab. Dein Gegenüber würde es freuen, aber auch, wenn du die Erfahrung für dich behälst, wirst du definitiv anschließend um einige Erkenntnisse reicher sein.

Zitat der Woche (KW 34/2020)

Noch vor ein paar Jahren hätte ich darauf Ja, aber man kann auch Glück haben geantwortet. Dabei hätte ich an die Erfolge von Stephen King und J. K. Rowling gedacht, bei denen es nicht bei einer einzelnen Veröffentlichung blieb. Gerade bei letzterer erlebte ich mit, wie sie bei ihrem ersten Harry Potter als Glückskind gefeiert wurde. Erst später hörte ich, wie lange sie an diesem ersten Band gearbeitet und wie viele Absagen sie dafür kassiert hatte, ehe ihr ein Verlag eine Chance gab. Nur weil sie am Ball blieb, den Roman immer wieder umarbeitete und erneut verschickte, konnte sie so erfolgreich sein, wie sie es heute ist. Und Stephen King wäre ein ganz schlechtes Beispiel, da er täglich viele Stunden schreibt.

Natürlich gehört auch eine Prise Glück dazu, um den ersten Erfolg zu erreichen. Dass z. B. der Roman auf dem Stapel des Lektors fällt, der solche Geschichten mag. Aber den nächsten muss man sich erarbeiten. Man ist bereits für seine Fähigkeiten bekannt, aber wenn man nachlässt, wird der aufsteigende Stern schnell wieder sinken und in Vergessenheit geraten. Hier kommt die Disziplin ins Spiel. Einen einzelnen Erfolg kann man dem Glück zuschreiben. Viele aufeinander folgende Erfolge entstammen meiner Meinung nach der Disziplin, weil man an sich arbeitet und alles gibt, was man zum jeweiligen Zeitpunkt geben kann.

Ich bin mit meinen Kurzgeschichten bereits recht erfolgreich, wenn auch in einem kleinen Universum. Das liegt nur zum Teil an Glück und Talent. Dass ich so regelmäßig veröffentlichen darf, stammt auch daher, dass ich möglichst an jedem Werktag dafür arbeite. Ich suche nach Ausschreibungen, zu denen mir spontan eine Idee oder sogar eine grobe Geschichte einfällt und die mich reizen. Ich schreibe, überarbeite und sende ein.

Dabei spielt auch mein Output eine Rolle. Allein mit Abgabetermin für dieses Jahr habe ich zwölf Ausschreibungen ausgesucht. Es gibt keine Garantie, dass meine Geschichten genommen werden. Ich greife mit einem Thema auch mal daneben. Dann hat ein anderer das Thema ebenfalls gewählt und spannender umgesetzt oder mein Thema passt generell nicht so gut oder meine Geschichte wird aussortiert, weil andere besser sind. Aber bei zwölf Kurzgeschichten für dieses Jahr ist die Wahrscheinlichkeit, für ein paar Anthologien ausgewählt zu werden, recht hoch. Ich stapel gerne tief und rechne mit drei bis vier Zusagen. Zwei davon habe ich bereits erhalten. Auf drei weitere folgte eine Absage. Bei zwei Ausschreibungen ist die Abgabefrist verstrichen. Da erwarte ich also in den nächsten Wochen eine Rückmeldung. Und bei den übrigen fünf Kurzgeschichten muss ich zwei noch beenden, wobei bei allen die Abgabefrist noch in der Zukunft liegt, sodass ich da auf die Rückmeldung werde länger warten müssen.

Das hier ist meine Disziplin. Ständig schreiben, sowohl für Ausschreibungen als auch für meine persönlichen Romanideen. Viel überarbeiten. Da kenne ich meine Schwachstellen und gehe darauf besonders ein, sodass ich mittlerweile auch bessere Ergebnisse erziele. Und natürlich muss ich die Geschichten einschicken. Immer wieder. Sobald ich mich auf meinen Lorbeeren ausruhe oder aufgebe, endet auch mein Erfolg. Das ist mir klar und ich werde mein Bestes geben, um einen Misserfolg aus Disziplinlosigkeit zu vermeiden.